Frecciarossa im Bahnhof Roma Termini

Reise mit Italiens schnellstem Zug bei 300km/h von einem Ende des Stiefels zum anderen. Welche Tickets es gibt, Wagenklassen, Reservierung mit Interrail, Reisezeiten und Erfahrungen...Wie man mit Frecciarossa und Nachtzug gut von Rom und Neapel nach Genua kommt... Das alles findest Du in diesem Blog. Tickets für alle Züge in ganz Italien gibt es hier: https://rail.shop/trainline

Fahrzeiten und warum nach Salerno?

Der Frecciarossa (FR), was "roter Pfeil" bedeutet, fährt oft von Mailand aus über Rom nach Salerno. Diese Verbindung gibt es stündlich, aber mit unregelmäßigen Fahrzeiten. Von Mailand brauchen die Züge 5,5 bis 6 Stunden bis zum Ziel und fahren über Bologna, Florenz, Rom und Neapel. Diese Verbindung ist somit eine der wenigen, die im Endbahnhof Roma Termini (it. Für "Endstation") nicht anfangen oder enden, sondern durchfahren. Salerno ist fast die südlichste Station im Hochgeschwindigkeitsnetz an Italiens Westküste.

Von hier gibt es Fähren nach Sizilien und Sardinien. Möchte man mit dem Nachtzug nach Genua, kannst Du hier einsteigen. Der Nachtzug Catania-Milano über Salerno und Genua hält nämlich nicht in Neapel und Rom. Da seine Fahrzeiten sonst aber sehr angenehm sind, nahmen wir ab Rom den FR als Zubringer zu diesem Nachtzug. Gleiches funktioniert auch ab Neapel.

Tickets und Wagenklassen

In Italiens schnellstem Zug (bis zu 300 km/h, in Zukunft eventuell noch mehr: bis 360 km/h) gibt es folgende Klassen in aufsteigender Reihenfolge: Standard, Premium undBusiness. In einigen Zügen (vorrangig die neueren Frecciarossa1000) gibt es noch die sogenannte "Executive". Ich empfehle die Standard-Klasse als ausreichend. Tickets gibt es hier für diese Verbindung schon ab 16,90 Euro: https://rail.shop/trainline

Mehr Infos zu den Wagenklassen hier: https://www.trenitalia.com/de/frecce/der_neue_zug_...

Großraumwagen Business

Interrail

Mit Interrail kosten alle Freccia-Züge in Italien 10 Euro Aufpreis. Dies gilt auch für Frecciargento (FA) und Frecciabianca (FB). Reservierung bekommt man in Italien am Schalter (eventuell auch in Deutschland am Schalter), oder auf der italienischen Website: https://rail.shop/trenitalia

Du musst "Global Pass" auswählen, also angeben, dass Du ein Interrail-Ticket hast, und Dir werden nur 10 Euro berechnet. Wenn Du für diesen Zug aber eventuell einen Sparpreis ergattern kannst, dann kannst Du diesen Reisetag sogar eventuell einsparen.

Mit einem FR-Ticket hast Du Zugang zum "Sala Freccia" (eine Lounge) in den größeren Bahnhöfen, z B Rom Tiburtina und Termini. Vielleicht funktioniert das auch mit einem Reservierungs-Ticket.

Erfahrung

Wir nutzten den FR von Rom Termini als Zubringer zum Nachtzug Catania-Milano, den wir bis Genua fahren wollten. Dieser fährt in Salerno 2333 Uhr ab und kommt in Genua Piazza Principe 0830 Uhr an. Also knapp 9 Stunden – entspannte Nachtfahrt. Doch vorher wird es noch einmal stressig...

Der FR nach Salerno kam aus Mailand, sollte (damals) 2140 in Rom Termini abfahren und 2308 in Salerno ankommen, also 25 min Umsteigezeit, mehr als genug. Normalerweise.

Der Zug war ein FR1000, also die neuste Bauart und mit (damals) 1h28 der schnellste auf dieser Verbindung.

Doch mit "der schnellsten Verbindung" habe ich jetzt schon in mehreren Fällen schlechte Erfahrung gemacht. Lange Rede, kurzer Sinn: wir stehen in Rom auf dem Bahnsteig und es zeigt 15 Minuten Verspätung an. Mist. Aber noch im grünen Bereich.

Vorher hatten wir (aus Terni, also außerhalb Roms kommmend) noch der Freccia-Lounge in Tiburtina (anderer Bahnhof in Rom) einen Besuch abgestattet.

Dort wurden wir sogar fast ausgewiesen, da Wanderrucksack und mitgebrachtes Essen eben eher nach Interrail statt nach Freccia ausehen. Mein Ticket war aber ein echtes und hatte 25,90 Euro gekostet. Ich wollte den Reisetag sparen.

Zurück zur Verspätung: 15 Minuten, wie gesagt. Ab Rom: 2140, An Salerno: 2308. Eine Zwischenhaltestelle in Napoli Afragola.

Aktuell fährt dieser Zug ab Rom 2100 und an Salerno 2316, also etwas verschoben. Er verkehrt nicht Samstag. Eigentlich hat der Zug 11 Minuten Aufenthalt in Rom. Er sollte 2129 ankommen, kommt aber 2144 mit nur 4 min Verspätung an. Steht dann aber die volle Standzeit trotz der Verspätung aus und fährt mit sogar 17 min weiter. Bis Neapel holen wir 3-4 Minuten auf. Ich hatte Hoffnung. Unser Nachtzug hat derweil auch Verspätung, das konnt ich in der Trenitalia-App nachsehen, 11 Minuten dort und ich bin beruhigt. In Napoli haben wir eigentlich wieder 5 Minuten Aufenthalt, also wir könnten noch etwas gut machen. Wir kommen dort mit ca 14 Minuten Verspätung an, fahren leider nur max. 270 statt 300 km/h.

Leider stehen wir wieder mehr als die normalen 5 Minuten und fahren mit 18 Minuten weiter. Unterdessen holt der Nachtzug auf. Nur noch 4 Minuten bei ihm. Es wird knapp. Zum Glück sind es zwischen Neapel und Salerno nur 52 km Fahrweg, d. h. Etwa 30 Minuten Fahrzeit, also kaum mehr Möglichkeit, Verspätung aufzubauen. Dafür müsste der Zug schon stehen bleiben...

Gesagt getan. Wir bleiben stehn, bei dunkler Nacht. Der Nachtzug ist wieder pünktlich, ich am ausrasten ... Was kann man tun? Der Zug ist fast leer, wir sind nahezu allein. Ich gehe zum Bordbistro, dort halten sich die Schaffner auf.

Auf dem Weg zum Bordbistro im Frecciarossa

Meine App zeigt mehr als 30 Minuten, wir stehen immernoch. Auf den Anzeigetafeln im Zug sieht man keine Zeitangaben mehr. Vielleicht ist es der Trenitalia selbst peinlich. Wenn wir den Nachtzug verpassen, haben wir keine Bleibe für die Nacht.

Wie gut, dass ich etwas Italienisch spreche. Ich frage die Schaffner nach der aktuellen Verspätung. "40 Minuten". "Wird das jetzt noch mehr?" frage ich. Wir fahren gerade wieder los. "Nein" sagen sie. Das wird nicht reichen für uns, fürchte ich und bettle, dass die Schaffner eventuell den Nachtzug informieren. Ein Mann greift zu seinem Klapp- und Diensthandy und erklärt. 1. Anruf,... 2. Anruf: "ho due stranieri chi vogliono prendere il tuo treno" erklärt er. Übersetzt: "ich habe hier 2 Fremde, die deinen Zug nehmen wollen". Nur 2 Leute. Reicht das als Druckmittel?

Der Zug wartet, aber "senza autorisazione" – ohne Autorisation. Mein Kumpel inzwischen zu mir vorgeeilt, mit Gepäck, wir machen uns bereit. Ich bedanke mich schonmal. Der Zug hält. 23 Uhr irgendwas nach 40. Tür auf. Wir raus. Sprinten. Runter. Ich schreie "attenzione", damit andere Leute Platz machen. Die Schaffner des Nachtzuges stehen auf dem Gleis und haben wohl wirklich nur auf uns gewartet. Aus Instinkt möchte ich sofort die erste Tür nehmen (bei Zeitmangel kann man ja seinen Platz auch im Zug noch suchen), doch wir sollen gleich in den richtigen Waggon einsteigen. Persönliche Betreuung eben. Danke!

Also geschafft. Ein wahres Abenteuer auf Schienen.

Wissenswertes

Die Sitze im FR sind fast alle im 4er angeordnet, zumindest in der Standard-Klasse. Der eine mag es, der andere nicht. Ich persönlich nicht so, aber egal. Auf dieser Fahrt hatte ich zum Sitzen sowieso keine Zeit.

Eigentlich gibt es im Zug WLAN, was bei mir jedoch nicht funktioniert hat.

Auch wenn ich die FR persönlich nicht so mag, sind sie sauber, modern und gehören zu den besten HGV-Zügen in Europa.

Toilette für Rollstuhlfahrer im Frecciarossa

Fazit

Wie schon gesagt, ein echtes Abenteuer. Aufgrund der Umstände gibt es leider wenige Fotos. Mehr Fotos findest Du in diesem Blog: https://raildude.com/blog/view?id=181

Wie es von Salerno nach Genua im Nachtzug geht, erfährst Du hier: https://raildude.com/blog/view?id=505

Verbindungen kannst Du einfach hier suchen: https://plan.rail.cc/ Dazu musst Du nur die gewünschten Städte eingeben. Tickets gibt es am besten hier: https://rail.shop/trainline

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Posted 8 months ago

Tobi
Traveller
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