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Im archäologischen Park in Siracusa


Informationen zur Reise:

Diese Reise beginnt nicht wie die meisten meiner Reisen, nämlich früh am Morgen, sondern spät am Abend. Planmäßige Abfahrtszeit unseres Zuges ist 21:45 Uhr. Mit diesem Nachtzug fährt man schlafend nach Napoli, wo dann der Intercity auf uns warten sollte, der uns entspannt nach La Spezia bringt... Eigentlich! Denn, es kommt ganz anders als geplant. Weiter sollte es über Wien nach Dresden gehen planmäßige Ankunftszeit dort 16:52 Uhr zwei Tage später.

Auch hier ist viel Zeit und teilweise auch Geduld gefragt. Ich kann diese Reise trotzdem nur jedem ans Herz legen, denn man sieht einerseits sehr viel schöne Landschaft und der Fensterblick könnte fast nicht abwechslungsreicher sein. Startet man am Meer, befindet man sich wenig später zwischen flachen Feldern und ehe man sich`s versieht ist man im Mittelgebirge und kann die vielen langen Tunnel und den Nebel über den Bergen genießen (wobei man die Tunnel eher nicht so genießt, wie den Nebel über den Bergen:) )

Dies ist der letzte Teil der großen Sizilienreise, aber wie sagt man so schön: "Das Beste kommt zum Schluss!"

1. Teil: Von Dresden nach Palermo

2. Teil: How to train auf Sizilien

Dauer insgesamt: ca. 44h (kleine Umwege, zum Besipiel La Spezia und Wien)

Anzahl Kilometer: ca. 3000km

Anzahl Umstiege: 6


Einige Links zu jedem Zug:

ICN 1960: Zugfinder

Frecciarossa 9310: Zugfinder

Regionalzug: keine Websites vorhanden.

Nightjet 235: Zugfinder/Vagonweb

Regiojet 1032: Zugfinder/Vagonweb

Eurocity 252: Zugfinder/Vagonweb


Tickets:

Diese Strecke haben wir mit dem Interrail-Pass zurückgelegt. Sparfüchse sollten aber immer erstmal auf der Website von Trenitalia nach aktuellen Preisen gucken, denn italienische Züge werden stark subventioniert und man findet öfter mal richtige Sparpreise. Flexibel sein, geht mit dem Interrailticket aber deutlich besser, selbst wenn viele Züge reservierungspflichtig sind. Reservierungen findet man unter:

Italien: ItaliaRail - Itinerary Details Diese Website kann ich nur empfehlen.

Österreich/Nightjet: ÖBB Dort einfach bei "Ermäßigungskarten" den Interrail-Pass auswählen.

Tschechien: CZ Dort auch bei Ermäßigungskarten den Interrail-Pass auswählen.

RegioJet: hier. Dort Verbindung suchen und rechts oben auf "only seat reservations" klicken. Später den Interrailpass auswählen.

Deutschland: Bahn Diese Website von der Deutschen Bahn (DB) ist nur für die Reservierung von Sitzplätzen.

Ansonsten kann man die meisten Züge aber über die Website von Interrail buchen. Dort wird allerdings eine Bearbeitungsgebühr berechnet.

Normale Tickets für Italien erhält man hier.

Die Strecken sind in diesem Blog in verschiedene Abschnitte gegliedert. Immer wenn man umsteigt, erkennt man eine neue Überschrift inkl. einigen Fakten zum Zug. Die Fahrttage waren: 13.05.2023 bis einschließlich 15.05.2023. Von diesem Datum ausgehend sind die kurzen Fakten über den Zug und der Fahrplan geschrieben.

1. Siracusa-Napoli mit dem Nachtzug

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Die Reise beginnt in Siracusa


21.00 Uhr am Abend. Seit einer Weile beherrscht die dunkle Nacht die schöne Stadt am Mittelmeer. Der Nachtzug in Richtung Roma steht schon bereit, jedoch sind die Türen noch verriegelt. Für uns geht die Reise nur bis Napoli, aber man kann selbstverständlich auch bis Roma fahren. Genug Zeit um ein bisschen den Bahnhof zu erkunden. Wobei erkunden schon fast ein bisschen übertrieben ist; sagen wir mal: Ich laufe von den Gleisen in die Haupthalle und wieder zurück.



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Ein leider unscharfes Foto vom Bahnhof Siracusa am Abend.

Nach einer Weile Wartezeit am Bahnsteig hört man ein leises "klack" und siehe da, die Türen lassen sich öffnen. Wir haben unsere Reservierungen über Italiarail gebucht, womit wir zwei Plätze im privaten Schlafwagenabteil hatten. Wir hatten erstmal ein kleines Problem unsere Schlafplätze zu finden, da am Abteil keiner Schlafplatznummern angegeben waren, sondern nur Abteilnummern; z. B.: Abteilnummer 6 und wir suchen die Schlafplätze 62, 63. Dieses Problem lässt sich einfach beheben, indem man einen freundlichen Schaffner im Wagen nebenan aufsucht, der einem dann die Abteilnummer mitteilt.


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Gang im Nachtzug. Hier will man sich nicht unbedingt mit seinen Koffern begegnen:)


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Der Innenraum des Nachtzuges gestaltet sich ziemlich modern. Bett oben.


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Bett unten.


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Tisch zum Ausklappen. Noch etwas schönes: Dort, wo man den Rucksack erkennen kann befindet sich noch ein Sitz, sodass garantiert wird, dass 1 Person immer in Fahrtrichtung fahren kann. (Man kann nämlich die Betten ebenfalls zu 3 Sitzen umklappen)


Der Nachtzug besitzt mehrere Liegewagen, Deluxe-Schlafwagen und Excelsior-Schlafwagen. Wir fuhren im Deluxe-Schlafwage und der einzige größere Unterschied gegenüber dem Excelsior-Schlafwagen ist, dass man im Excelsior-Schlafwagen eine Dusche hat. Diese fahren jedoch nicht auf jeder Strecke. Eine Schlafwagenkabine hat prinzipiell drei Betten, die aber nach Bedarf (z.B. beim Privatabteil) weggeklappt werden können, sodass man beispielsweise nur ein Bett hat. Wer sich genauer und über andere Strecken informieren will, dem empfehle ich die Seite "Traintracks." Toiletten befinden sich am Wagenende. Wer sich unbedingt duschen will, sollte nach einem Excelsior-Schlafwagenabteil Ausschau halten.

Pünktlich um 21:45 Uhr ging die Fahrt los und ich muss sagen: diesmal konnte ich wirklich nicht so gut schlafen. Normalerweise "ratze" ich im Nachtzug oft schnell weg, aber die Betten waren nicht allzu bequem und zudem sehr kurz; ähnliches Problem, wie auf der Hinfahrt. Doch nach einer Weile war ich dann müde genug um einzuschlafen, das war so gegen 23:30Uhr und ich wachte nur einmal kurz auf. Nämlich als wir auf der Fähre waren. Und das war ein Moment, den ich nie vergessen werde, obgleich ich ziemlich müde war, denn das war der allererste Moment, bei dem ich mit dem Zug auf die Fähre gefahren bin. Eigentlich war dieses Prozedere schon auf der Hinfahrt geplant, aber was da passiert ist, könnt ihr hier nochmal nachlesen.


Am nächsten Morgen wache ich gegen 6:30 Uhr auf und finde mich in einer einzigartigen Mittelgebirgslandschaft wieder, die ich schon von der Hinfahrt kenne. Doch Moment mal, wir sollten doch eigentlich gleich in Salerno ankommen und dort sieht man garantiert nicht überall Berge. Nach einem kurzen Blick auf Google Maps wird mir bestätigt, dass wir mal wieder zu spät sind. 40 Minuten. Das ist dann leider nicht so gewinnbringend, wenn der Anschluss 8 Minuten nach Zugankunft fahren sollte.


Zugegeben 8 Minuten sind sehr wenig, aber das war auch nur eine Notlösung, weil alle Frecciarossa-Züge, die für uns in Frage kamen, schon 2,5 Wochen vor unser eigentlichen Reise ausgebucht waren. Eigentlich wollten wir nämlich mit dem Frecciarossa nach Firenze und mit dem Regionalzug nach La Spezia fahren, aber die Hochgeschwindigkeitszüge waren wie gesagt schon lange vorher ausgebucht. Deswegen fand ich diesen Intercity mit dem wir bis La Spezia fahren können und immer noch genug Zeit haben, die Cinque Terre zu erkunden.

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Wenig später kommen wir gegen 8:00 Uhr im Bahnhof Napoli an und nach Informationen der Schaffner sollten wir uns an den Trenitlia "Customer-Care" wenden, da wir jetzt noch eine Sitzplatzreservierung für den Zug benötigen.


Jetzt folgt:

Eine Abenteuerreise auf Schienen, die spannende Umsteigezeiten, Zugausfälle und ein Bonusgast beinhaltet. Sehen sie nun:

Wie komme ich von Napoli nach La Spezia, wenn alle Züge ausgebucht sind und ein Zugstreik angekündigt ist, bei dem keiner weiß, welche Züge ausfallen?

Sich einfach mal überraschen lassen, wo man rauskommt, wenn man einmal losfährt ist vielleicht der Traum einiger Leute. Wir konnten uns leider nicht so viel freuen und konnten auch nicht so viel träumen, denn wir standen vor einer Reihe von Problemen, da wir unseren Nachtzug in La Spezia erreichen wollten und irgendwie auch mussten.

Folgendermaßen wollten wir jetzt fahren: Frecciarossa bis Firenze und Regionalzug bis La Spezia. Das war die eigentlich geplante Route, bevor ich noch nicht wusste, dass alle Hochgeschwindigkeitszüge ausgebucht sind. Was mit 1-mal Umsteigen sehr leicht anmutet, stellt sich später als Herausforderung heraus.

Los geht es erstmal im Reisezentrum von Trenitalia, in dem wir versuchen noch irgendwelche Sitzplätze für den Frecciarossa (italienischer Hochgeschwindigkeitszug) zu bekommen, denn dieser ist ja ausgebucht... theoretisch.

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Der Spaß geht los, sobald man das Reisezentrum betritt, nämlich mit dem "Warteticketziehen". Jetzt heißt es warten. Lange warten. Eben solange warten, wie das so ist, wenn nur 2 von insgesamt mind. 7 Schaltern offen haben. Nach einer Weile wird unsere Nummer endlich angezeigt und wir erklären unser Problem: Wir hätten den Intercity verpasst, aufgrund der Verspätung des Nachtzuges und jetzt würden wir nach Möglichkeit nach Firenze (Florenz) fahren wollen, um dort den Regionalexpress zu erreichen.Wir zeigen unser Ticket und unsere Sitzplatzreservierungen und wenig später sagt der freundliche Mann, dass wir um 8:55 Uhr zu einem Zug begleitet werden, in dem eventuell noch Sitzplätze frei sind.

Da das nicht mehr lange war wurden wir wenig später abgeholt und zum Zug gebracht. Die Frau, die uns zum Zug begleitet hat, fragt kurz den Schaffner und er kennt auf Anhieb zwei Sitzplätze für uns, So einfach ist das also! Leider waren die Sitze in der 2. Klasse, obwohl wir ein Ticket in der 1. Klasse hatten, weswegen ich noch nach einem Sitz in der Business-Class (1.Klasse) gefragt habe. Auch hier: kurzes Gespräch mit dem Schaffner und "zack": zwei Traumplätze am Fenster mit Tisch in der Business Class.

2. Napoli C.le - Firenze S.M.N. im Frecciarossa

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Züge fahren auf dieser Strecke alle 10-20 Minuten und wer nicht mit Interrail unterwegs ist, dem empfehle ich bei Italo nachzuschauen. Dort sind Züge oftmals billiger.

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Frecciarossa Business-Class


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So sieht es innen aus.


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Sitze sind automatisch nach hinten verstellbar und wirklich sehr bequem und breit.



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In der 1. Klasse findet man 2+1 Bestuhlung. Hier 4 Sitze am Tisch.


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Einmal während der Fahrt kommt ein kleiner Essenswagen vorbei und man erhält kostenlos kleine Snacks. Dabei kann man ein Getränk und etwas kleines zu Essen nehmen. Man kann wählen zwischen leckerem Kaffee und Softgetränken und zwischen Snack süß oder salzig. Meistens in Form von einer Tüte Studentenfutter oder Chips.


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Es gibt z.B. auch Eistee.


Die Fahrt geht bis Roma mit bis zu 300 km/h und danach weiter bis Firenze mit 250 km/h. Mal rauscht man durch finstere Tunnel mal fliegt man über hohe Brücken und ich finde persönlich, dass die Landschaft hier sehr abwechslungsreich ist.


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Zwischen Napoli und Roma.


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Wenig später sieht es so aus...


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... und am Ende sind es Felder.


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Der Frecciarossa in Firenze


Die Fahrt ist wirklich sehr entspannt und sehr bequem. Ich kann diese Frecciarossa-Züge nur jedem "Hochgeschwindigkeitszugfan" empfehlen. Kurz nach Roma laufen Polizisten durch den Zug, die unsere Ausweise sehen wollen; also nicht nur unsere, sie kontrollieren den ganzen Zug. Das habe ich auch noch nicht erlebt. Das hindert unseren Zug aber nicht daran, pünktlich unterwegs zu sein und so erreichen wir Firenze Santa Maria Novella schon 10 Minuten eher, also gegen 11:50 Uhr. Gut gelaunt steigen wir aus dem Zug und denken uns, der wichtigste Teil ist geschafft und jetzt müssen wir nur noch einen Regionalzug nach La Spezia finden. Das ist normalerweise nicht allzu schwer... normalerweise! Denn heute findet der lang angekündigte Streik statt, bei dem aber niemand weiß, welche Züge ausfallen.

Finde einen Zug der fährt! Das große Glücksspiel.

Jetzt müssen wir weiterkommen, am Besten in Richtung La Spezia. Wenn man auf die Bahnhofstafel guckt, ist ungefähr ein Viertel aller Züge gestrichen. Hört sich erstmal wenig an, aber es kommen andauernd neue Züge dazu. Hierzu eine kleine Anekdote mit der Frage wie komme ich erstmal auch nur in die Richtung von La Spezia?:

1. Man finde einen Zug, der irgendwie in unsere Richtung fährt, bei dem nicht "Cancellato" angeschrieben ist. Das ist erstmal etwas schwerer, man findet aber doch schnell einen Zug.

2. Man suche sich einen angenehmen Platz.

3. Man stelle fest, dass an der Bahnhofstafel "20 Minuten Verspätung" angeschrieben ist.

4. Nach 30 Minuten im Zug, gucke man erneut an die Bahnhofstafel und stelle fest, dass der Zug jetzt 60 Minuten zu spät aus.

5. Nach mehreren Minuten gucke man erneut auf die Bahnhofstafel und stelle fest: der Zug fällt aus!!!

6. Man steige mit gefühlt 1000 anderen Menschen aus dem Zug aus und versuche, sich nicht auf dem Bahnsteig zu verlieren.

7. Man suche einen neuen Zug und wiederhole das Prozedere noch 4 bis 5-mal bis 2 Stunden vergangen sind.

Das war: Streik in Italien. So fahren Züge, wenn die Zugfahrer fröhlich gelaunt in der Bahnhofspizzeria eine kleine "Pizza alla Zugausfall" verspeisen.


Dazu muss ich sagen, es ist wirklich genau so. Es gibt einige Ausnahmen bei denen der Zugausfall schon eher angeschrieben ist, doch beim Großteil aller Züge läuft es wie oben beschrieben ab. Und ich kann nur sagen: das macht keinen Spaß! Es gab auch noch die zweite Möglichkeit, die ähnlich abläuft, nur mit der kleinen Modifikation, dass man nicht im Zug sitzen kann, sondern das Vergnügen hat am Bahnsteig stehen zu dürfen, weil die Türen verriegelt sind. Und wenn ich am Bahnsteig stehen sage, dann meine ich eher am Bahnsteig drängeln, mit 1000 anderen Menschen. Das sieht dann ungefähr so aus:

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Am Bahnsteig warten.

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Da irgendwie kein Zug fährt, verlieren wir langsam ein bisschen die Hoffnung. Aber, es gab auch einige Regionalzüge, die tatsächlich gefahren sind. Also beschließen wir zum Reisezentrum zu gehen und eine Nummer zu ziehen, um nochmal nachzufragen, ob die Personen dort etwas wissen. Das sieht dann so aus:

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Nummer 793. Momentan ist es Nummer 464. Das dauert wohl noch ein bisschen. Nach einer Stunde war es etwas wie die Nummer 550.


Also wie man sieht, war der Gang zum Reisezentrum eher keine Lösung. Als wir schon fast nach einem Taxi fragen wollen, sehen wir nochmal zur Bahnhofstafel und da soll wirklich ein Zug fahren. Nach Viareggio. Das ist immerhin unsere Richtung. Als wir beim Zug ankommen, versichert uns ein Zugfahrer (!!!), dass dieser Zug wirklich fährt. Das war übrigens ungefähr die zweitgrößte Dopamin-Quelle an diesem Tag.


Von Firenze nach Viareggio... oder doch das Kaff davor?

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Wie schön es doch ist, wenn der Zug rollt. Genau das dachte ich mir, als wir endlich losgefahren sind. Unser Zug ist ein Doppelstockzug mit dem Namen "Vivalto".

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So sieht es innen aus.

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Im Hintergrund erkennt man noch Schnee in den Bergen.


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Ein kleiner Unterwegsbahnhof.

So fahren wir entspannt mit 120km/h durchs Land und nähern uns Viareggio und damit auch La Spezia. Wir haben ungefähr 20 Minuten Verspätung, aber wenn alles gut läuft kriegen wir unseren Nachtzug trotzdem noch. Kurz vor Lucca ertönt eine Ansage auf italienisch und wenig später fahren wir in den Bahnhof ein. Aber hoppla, der Zug ist mit "Cancellato" draußen an der Bahnhofstafel angeschrieben. Und alle Fahrgäste steigen aus. Doof. Da fällt jetzt allen Ernstes der Zug eine Station vor Viareggio aus. Alle Züge auf der Bahnhofstafel sind mit der Bemerkung "Cancellato", also "fällt aus" versehen. Wir gehen schnurstracks zum Taxistand, denn uns reicht es jetzt. Wir wollen unbedingt unseren Nachtzug kriegen und bis hier der nächste Zug kommt ist es Morgen.

Also auf zum Taxi und ab geht die Fahrt. Auch hier gibt es wieder eine schöne Schritt-für-Schritt-Anleitung:

1. Man gehe zum Taxistand und lässt sich erstmal dumm angucken, weil es noch 60km bis La Spezia sind.

2. Man steige in das Taxi.

3. Dann sagt man den Zielort an und bekommt die Antwort, dass wir uns dafür ein bisschen beeilen müssen.

4. Aufgrund dieser Eile gehen wir erstmal tanken.

5. Danach steht man kurz im Stau.

6. Und zack, ab auf die Autobahn. Mit 130km/h in die Mautstation und Vollbremsung.

7. Immer schön Gas geben und mit 140km/h über die Autobahn brettern.

8. Für den besonderen Adrenalin-Kick einfach mit 140km/h die Kurve nehmen.

9. Langsam ankommen in La Spezia und erstmal zehn Minuten im Stau stehen.

10. Ankommen am Bahnhof und nicht die richtige Zufahrt finden, weswegen wir noch ein bisschen (ca. 5 Minuten) um den Bahnhof rumfahren.

11. Der Taxifahrer lässt uns endlich gehen und wir zahlen 200 Euro. Dann haben wir noch 5 Minuten um unseren Zug zu kriegen, müssen aber auch noch ein bisschen laufen, bis wir beim Bahnhof sind.

12. In La Spezia nochmal richtig in die Massen reinkommen, die gerade aus dem Zug aussteigen.

13. Den Nachtzug erreichen.

14. 30 Sekunden später abfahren.

15. Abteil suchen und entspannen. (das war wohl die größte Dopamin-Quelle)

Das war: Taxi fahren auf einer Zugreise. Spannend. Schnell. Schlau. :) (letzteres gilt, weil wir unseren Nachtzug erreicht haben)

UPDATE: Übrigens: Man kann "Complaint-" also Beschwerdeformulare bei Trenitalia einreichen. Das haben wir auch mit der Taxiquittung gemacht und leider haben wir unser Geld nicht zurückgekriegt. Als Grund wurde angegeben, dass eine spezifische Autorisierung des Personals von Trenitalia fehlte, weshalb wir nicht einfach auf ein Taxi umsteigen können. Ich sag nur: Wir haben es versucht am Reisezentrum in Firenze, aber ich glaub jeder, der den Blog liest, kann sich vorstellen, dass das nicht geklappt hat.

Im Nightjet von La Spezia nach Wien:

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Dieser Nachtzug ist noch ziemlich neu und fährt täglich. Er kommt aber auch fast immer zu spät. Trotzdem kann man sagen, dass die Nachtzüge der Marke Nightjet wirklich sehr komfortabel sind. Lange Betten bequeme Kissen, kleine Snacks, Frühstück zum Abkreuzen, Begrüßungs-Sekt uvm., das erlebt man im Nightjet, der auch höhere Reservierungsgebühren als andere Nachtzüge hat, aber dafür hohen Komfort bietet.

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Man erhält einen Kugelschreiber, Ohrstöpsel, zwei kleine Snacktüten, Trinkflaschen mit Wasser, Handtuch, Schlafmaske, Badelatschen.


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Wenig später gibt es noch einen kleinen Sekt.


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Der Gang im Zug.


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Abteil in Tagstellung.


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Im Abteil gibt es auch ein kleines Waschbecken.

Im Abteil kann man zudem die Temperatur einstellen und die Fenster lassen sich öffnen. Sollten diese verschlossen sein, kann man einfach den Schaffner fragen, der es dann aufschließt. Im Nightjet gibt es 4 Komfortkategorien: Sitzwagen, Liegewagen, Schlafwagen und Deluxe-Schlafwagen. Im Deluxe-Schlafwagen gibt es zusätzlich noch eine Dusche im Abteil, was sich meiner Meinung nach aber nicht lohnt, da es eine Dusche am Wagenende gibt. Wer sich genauer informieren will und die Komfortkategorien vergleichen will, dem empfehle ich die Website von Nightjet. Aber auch bei Vagonweb kann man bei den einzelnen Wagen auf "Fotogalerie" klicken und sich somit einen guten Überblick verschaffen.

Der Nachtzug steht zwischen La Spezia und Genova oft sehr lange um andere Züge vorbeizulassen (deswegen braucht er auf diesem Abschnitt auch so lange).

Nachdem sich der Zug in Bewegung gesetzt hat, sieht man erstmal nicht so viel, weil man in einem, der unzähligen Tunnel unterwegs ist. Doch dann eröffnen sich atemberaubende Blicke auf das ligurische Meer. Wellen peitschen gegen die Felsen und man sieht schöne Häuser am Meer. Kleine, malerische Dörfer ziehen vorbei und man kann sich zurücklehnen und den Blick auf das Meer genießen. Dann folgt ein Tunnel und ein neues Dorf taucht auf.

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Nach einer Weile halten wir dann in Genova und dann geht es weiter Richtung Milano. Hinter Genova steigt die Strecke stark an, um das Gebirge zu überqueren. Der freundliche Schaffner kommt vorbei, um uns die Betten zu richten und wenig später schlafen wir ein. Ich wache nur einmal in der Nacht auf, nämlich in Villach, wo Nachtzüge zusammen- und abgekuppelt werden. Immer wenn der Nightjet steht, wird es nämlich ziemlich heiß im Zug. Das kann aber auch daran liegen, dass wir die Klimaanlage unvorteilhaft eingestellt haben. Trotzdem schlafe ich wirklich sehr gut und am nächsten Morgen findet man sich in den Alpen wieder.

Schneebedeckte Berge, kleine Alpendörfer, viele Kurven und grüne Wiesen. Mit so einem Blick wacht man auf:

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Auch wenn das nicht der schönste Ausblick ist: es ist doch immer wieder erstaunlich, dass ich am Abend in einen Zug am Mittelmeer steige und am nächsten Morgen in den österreichischen Alpen aufwache.

Es ist noch sehr neblig und man erkennt nicht allzu viel, aber man merkt wie der Zug sich um die Kurven windet. Diese Strecke beinhaltet momentan noch die Fahrt über die Semmeringbahn, die ich nicht verpassen wollte. In einigen Jahren wird nämlich der Semmering-Basistunnel fertiggestellt sein und dann kann man nicht mehr die grandiosen Ausblicke genießen. Ich gucke in meinem Eisenbahnatlas, wo wir sind und dabei hat sich herausgestellt, dass es noch eine ganze Weile bis zum Semmeringpass ist. Ein Blick auf das Handy verrät mir, dass wir 40 Minuten zu spät sind. Anschluss ade. Trotzdem genießen wir noch die schöne Fahrt über die Semmeringstrecke, bei der die Nordrampe sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.

Der Schaffner kommt vorbei und bringt uns noch das Frühstück. Dieses konnte man vorher auswählen, indem man bestimmte Zutaten oder Lebensmittel auf einem Zettel ankreuzt.

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Mit dem Fotografieren hab ich es auf der Rückfahrt nicht so. Leider wieder unscharf. Ich habe gewählt: Joghurt, Brötchen mit Schokolade und Marmelade, Orangensaft und ein Wasser.

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Der Semmeringpass. Dort lag sogar noch ziemlich viel Schnee.


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Viele Viadukte gibt es auf dieser Strecke...


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...von denen man dann schöne Ausblicke hat.


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Ein weiteres Viadukt, das gerade saniert wird.


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Nebel verhüllt den Blick in das Tal.


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Angekommen in Wien mit über einer Stunde Verspätung. Wir haben 25% unserer Reservierungskosten wieder zurückbekommen.


Da wir jetzt unseren Anschluss verpasst haben, entschließen wir uns mit dem Regiojet bis Brno zu fahren und dort kriegen wir erstaunlicherweise immer noch unseren Zug nach Dresden, weil wir vorher in dieser Stadt anderthalb Stunden Aufenthalt hätten.


Im Regiojet von Wien nach Brno

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Interrail gilt auch im Regiojet, wichtig ist nur, dass man eine Sitzplatzreservierung erwirbt. Diese ist aber sehr preiswert. Wir haben für uns beide (glaube ich) 5,60 Euro in der zweitbesten Klasse bezahlt. Im Regiojet gibt es normalerweise 4 Klassen. drei, die der zweiten Klasse angehören und eine, die der 1. Klasse angehört; 2.Klasse: Low-Cost, Standard, Relax; 1.Klasse: Business. Die 1.Klasse war auf unserer Reise leider schon ausgebucht, aber wir waren sehr froh, dass es noch Sitzplätze gab. Generell ist Regiojet sehr preiswert.


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Einfahrt des Regiojet Zuges.


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Die Sitze im Bereich Relax sind sehr bequem.


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An fast jedem Platz finden sich außerdem Steckdosen und es gibt für jeden eine Wasserflasche gratis.


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Die Fahrt führt an Feldern vorbei und ist nicht sonderlich spannend. Hier ein kleines Foto:

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Ein Berg in der Szenerie.


Wir sind in der Relax-Klasse unterwegs. Dort gibt es neben kostenlosem Wasser auch die Möglichkeit, Essen an den Platz zu bestellen. Im Zug laufen die ganze Zeit sogenannte Stewards rum (diese erkennt man an der rosa Uniform), die sich um das Wohl der Fahrgäste kümmern und ich muss wirklich sagen, die machen das sehr gut.

Nach einer Weile erreichen wir pünktlich Brno und haben theoretisch ca. 10 Minuten Umsteigezeit...


Von Brno nach Dresden im Eurocity

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Wer das "theoretisch" gelesen hat, der wird wohl gemerkt haben, dass es auch hier wieder einige Probleme gab. Unser Zug kommt nämlich erstmal 20 Minuten später, aber das ist uns nun egal, weil wir ja auf dem Weg nach Hause, nach Dresden sind.


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EC 252: 20 Minuten später.


Wenig später fährt unser Eurocity mit 20 Minuten Verspätung ein und setzt seine Fahrt Richtung Praha fort, wobei zwischen diesen beiden Stationen 3 1/2 Stunden Fahrtzeit liegen, bei dem der Eurocity nicht hält. Diese Direktverbindung nach Dresden fährt einmal am Tag und kommt bereits aus Budapest.


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Der Eurocity ist eingefahren.


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Innenraum in der 1. Klasse.


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1. Klasse.


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Das Bordrestaurant. Hier kann man noch essen, wie in alten Zeiten. Es gibt sehr leckere, frisch zubereitete Speisen. Hier wird nämlich das Essen nicht nur in der Mikrowelle aufgewärmt, sondern selber gebraten, gekocht und natürlich serviert. Dafür dauert es aber auch ein bisschen länger. Ich kann es aber nur jedem empfehlen.


Die Landschaft ist nicht immer sonderlich spannend, aber hinter Praha folgt der Zug der Moldau und der Elbe und man fährt durch das sehr schöne Elbtal. Es wechseln sich verschiedene Flüsse ab und man sieht oft Wald, Wiesen und Felder. Der Zug schleicht teilweise mit 80km/h durch die Gegend und doch gibt es einige Abschnitte, auf denen 160km/h gefahren werden. In Praha wird der Zug richtig voll und viele Leute müssen stehen. Viele setzen sich in das Bordrestaurant, weshalb man keinen einzigen freien Platz mehr finden kann. Der Zug ist mittlerweile eine Stunde zu spät und dabei bleibt es auch. Und für alle, die diesen Zug nehmen wollen: Dieser Zug ist so gut wie immer zu spät!

Fazit:

Wenig später erreichen wir Dresden mit einer Stunde Verspätung und haben fast 3000 Kilometer Strecke hinter uns. Andere nutzen das Flugzeug und "katapultieren" sich in Windeseile von Palermo nach Frankfurt oder so. Doch wir haben Landschaft gesehen. Viel Landschaft und vor allen Dingen abwechslungsreiche Landschaft. Man sieht, wie sich das Meer verabschiedet, fährt durch die Berge an hohen Abhängen und sieht die Kühe auf den Weiden grasen. Man sieht, wie Leute ein- und aussteigen, wie Leute zur Arbeit und in den Urlaub kommen und trifft Leute, um sich auszutauschen. Und das ist es, was Zugfahren ausmacht und weshalb Zugfahren etwas ganz besonderes an sich hat. Denn, dieses Erlebnis hat eine ganz eigene Atmosphäre. Mal ist es laut, mal unbequem, mal schnell, mal bequem, mal heiß, mal kalt, mal schön, mal blöd und trotzdem lohnt es sich. Zuletzt auch wegen der eingesparten Treibhausgase. Klar kann man sich jetzt fragen, ob der Streik oder die ganzen Verspätungen hätten sein müssen, aber da hat man im Nachhinein wenigstens was zu erzählen.

Ich kann deswegen wirklich jedem ans Herz legen, diese Strecke zu fahren. Man vergisst so etwas nicht so leicht. Auch wenn es bei uns extrem war, was Verspätungen, Zugausfälle und Streiks angeht, es wird wieder andere Tage geben, an denen alles glatt läuft. Und das ist auch irgendwie mit drin beim Zugfahren, nämlich dass nicht immer alles glatt läuft.


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Tschüss Ätna. Das war der letzte Teil der großen Sizilienreise. Aber nicht traurig sein, die nächsten Teile, diesmal über Frankreich sind schon in Arbeit.

Ich hoffe es hat euch gefallen, meinen Blog zu lesen. Ich freue mich über Feedback und Verbesserungsvorschläge. Fragen könnt ihr natürlich auch gerne stellen.


Posted 11 months ago

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TrainTravellerSommer
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argon
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Commented 10 months ago

Gratulation , das mit "Das war: Streik in Italien. So fahren Züge, wenn die Zugfahrer fröhlich gelaunt in der Bahnhofspizzeria eine kleine "Pizza alla Zugausfall" verspeisen." ist schon sehr witzig , könntest glad Zeitungsreporter werden ! Hat sich die Arbeit gelohnt :)

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Kirill
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8 comments

Commented 9 months ago

test

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