Einleitung
Habt ihr schon den ersten Teil zur Hinfahrt im Nachtzug von Dresden nach Zürich gelesen?
Im zweiten Teil des Blogs zum neuen Nachtzug zwischen Dresden und Zürich liegt der Fokus auf der Rückfahrt im Liegewagen. Hier erfahrt ihr meine Eindrücke und eine ausführliche Beschreibung der Fahrt in der Vorweihnachtszeit.
Abfahrt in Zürich HB
Nach einigen schönen Tagen in der größten Stadt der Schweiz stand für uns an diesem Samstagabend die Rückfahrt in die sächsische Landeshauptstadt an.
Zürich ist übrigens jederzeit eine Reise wert. Wir besuchten die Stadt in der Vorweihnachtszeit und gerade bei Nacht verbreitet sich schnell ein wohlig-warmes Gefühl bei der märchenhaft anmutenden Beleuchtung über der Bahnhofstrasse.
Im Bahnhofsgebäude selbst waren einige typische Weihnachtsstände installiert.
Bahnhofstrasse bei Nacht
Ein kleiner Eindruck aus dem Zürcher Hauptbahnhof
Zürich HB von der Bahnhofstrasse aus gesehen
ÖBB-Liegewagen
Da wir tagsüber noch in der Stadt unterwegs waren und uns unnötige Fahrwege unmittelbar vor Abfahrt ersparen wollten, haben wir unser Gepäck in den Schließfächern am Zürcher Hauptbahnhof gelassen. Dazu findet ihr im Abschnitt „Gepäck“ noch mehr Informationen.
Nach einigen letzten Besorgungen vor der Abfahrt waren wir überpünktlich am Bahnhof und bereit zur Abfahrt.
Das Wichtigste hat jedoch noch gefehlt – der Zug.
Dieser stand erst wenige Minuten vor der planmäßigen Abfahrt um 19.59 Uhr auf Gleis 13 bereit.
Ich nutzte die Zeit noch um ein paar Fotos aufzunehmen. Mein Mitreisender kümmerte sich schon um organisatorische Absprachen mit unserem Schaffner.
Für uns stellte dies allerdings kein Problem dar. Zeitlich war alles gut zu schaffen und der Zug rollte ohne signifikante Verspätung (weniger als eine Minute) aus den Zürcher Bahnhofshallen los.
Gepäck
Nun zu der bereits erwähnten Möglichkeit, im Bahnhof Gepäck aufzubewahren.
Zürich HB stellt eine sehr großzügige Anzahl an Schließfächern. Aus der Haupthalle einmal mit der Rolltreppe nach unten gefahren, sind sie kaum zu übersehen.
Es gibt sie vor allem in den Größen S, M und L, sodass Platz von Rucksack bis Koffer gewährleistet wird.
Für alle, die größeres oder mehr Gepäck dabei haben, gibt es auch Fächer in den Größen XL und XXL.
Preislich variieren die Schließfächer je nach Größe von 5 bis 12 CHF pro sechs Stunden.
Ich selbst habe für meinen gewöhnlichen Handgepäckkoffer ein Fach der Größe M für 7 CHF gemietet.
Die Bezahlung wird dabei direkt daneben am Automaten vorgenommen. Bar- und Kartenzahlung sind möglich.
Schließfächer im Zürcher Hauptbahnhof
Fahrplan Zürich – Berlin/Prag
Von Zürich nach Prag gibt es sogar zwei Möglichkeiten, mit dem Nachtzug zu fahren, wie im ersten Blog bereits erwähnt.
EN50467 (Fahrzeiten noch nicht aktuell)
Entweder wird der Weg über Österreich gewählt. Dabei geht es u.a. über Innsbruck Richtung Tschechische Republik.
Außerdem wird auf dem Weg der Zug nach Wien und weiter nach Budapest entkoppelt.
Abfahrt in Zürich ist dabei um 21.40 Uhr, die Ankunft in Praha hl.n. um 10.39 Uhr des Folgetags.
EN40459 CANOPUS (Fahrzeiten noch veraltet)
Wir wählten jedoch den Weg über Leipzig/Dresden.
In Leipzig wird dabei der Zug nach Berlin entkoppelt und zusätzlich der Speisewagen angehängt.
Abfahrt in Zürich HB ist dabei um 19.59 Uhr. Leipzig wird um 04.48 Uhr erreicht. Allerdings besitzt der Zug, wie erwartet, eine lange Aufenthaltszeit in der größten sächsischen Stadt.
Richtung Dresden/Prag verlässt der Zug Leipzig planmäßig um 05.45 Uhr.
Dresden Hbf wird dann um 07.05 Uhr angefahren, während der Zielbahnhof Praha hl.n. um 09.38 Uhr erreicht wird.
Für alle Reisenden nach Berlin ist der Zielbahnhof um 07.20 Uhr erreicht.
Wollt ihr euch Fahrkarten besorgen? Tickets für die Bahngesellschaften aus Deutschland, Österreich und der Schweiz könnt ihr mit einem Klick auf das jeweilige Land kaufen.
Anschlüsse nach Zürich
Zürich ist in der Schweiz jederzeit sehr gut angebunden. Sowohl überregional als auch direkt aus dem Umland ist der Weg zum Zürcher Hauptbahnhof keine Schwierigkeit aufgrund des dichten Taktsystems in der Schweiz.
Unsere Bleibe befand sich in Wetzikon, einer unweit von Zürich gelegenen Stadt im Kanton Zürich. Der Verkehr zwischen der Stadt und Zürich HB verläuft regelmäßig über verschiedene S-Bahnlinien. Man muss also nur wenige Minuten warten, bis der nächste Zug nach Zürich im Bahnhof eintrifft.
Auch vom Dreiländereck bei Basel oder vom Bodensee ist Zürich schnell zu erreichen.
Eine Einschränkung gibt es allerdings. Wenn ihr beispielsweise Tickets für den Regionalverkehr in der Schweiz kaufen wollt, könnt ihr dies nicht in Deutschland am Schalter/Automaten kaufen, sondern müsst entweder in der Schweiz vor Ort eure Karte kaufen oder online über die SBB.
Die gleiche Einschränkung gilt auch andersrum und in anderen Ländern genauso. Das ist also kein Einzelphänomen.
Fahrkarten für den Nachtzug
Im Groben gestaltete sich der Fahrkartenkauf für die Rückfahrt ähnlich kompliziert wie für die Hinfahrt.
Nachdem wir lange Zeit online gar keine Auskunft und auch trotz E-Mail an die ÖBB keine Informationen über das Angebot erhalten haben, blieb nur der Weg zum Schalter der Deutschen Bahn.
Dort haben wir die Tickets für Hin- und Rückfahrt gekauft. Für die Hinfahrt im Schlafwagen bezahlten wir 124,00€ pro Person. Die Rückfahrt im Liegewagen kostete uns jeweils 99,00€.
Gekauft haben wir die Fahrkarten knapp vier Wochen vor Abfahrt. Die Tickets laufen dabei unter dem Slogan „Sparschiene“. Umtausch und Erstattung sind also ausgeschlossen.
In der Zwischenzeit gibt es einige Informationen auf den Internetseiten der nationalen Bahnunternehmen.
Genaue Preise sind schwer vorherzusagen. Ihr solltet aber für eine Nacht im Liegewagen 70,00€ bis 100,00€ einplanen.
Uns wurde außerdem beim Kauf der Tickets gesagt, dass es nur noch Liegeplätze für oben in den Sechserabteilen gibt.
Da wir aber ein komplettes Abteil allein hatten, muss es eine Art Budget für die nationalen Bahnunternehmen geben. Womöglich gab es dann für Buchungen über die Deutsche Bahn „nur noch“ die obigen Plätze und in anderen Ländern waren die Nachtzugplätze nicht ausgebucht.
Fahrkarte für den Liegewagen für zwei Personen
Eine Nacht im Liegewagen
Nach der Hinfahrt im Schlafwagen wartete heute auf uns die Rückfahrt im Liegewagen.
Rein objektiv heißt das also weniger Komfort.
Während wir im Schlafwagen gemütlich im Zweierabteil genächtigt haben und zusätzlich ein Waschbecken mit Handtuch hatten, bedeutet „Liegewagen“, dass wir in einem Sechserabteil liegen und kein eigenes Waschbecken besitzen.
Auf dieser Fahrt hatten wir allerdings das große Glück, dass wir beide die gesamte Sechserkabine für uns allein hatten.
Dafür war allerdings ein kurzes Gespräch mit dem Schaffner nötig. Wir haben ihn zu Beginn der Fahrt gefragt, ob es noch Sechserabteile gibt, die nicht voll ausgebucht sind.
Ohnehin war er sehr freundlich und schnell gab er uns die Möglichkeit, zu zweit in einem leeren Sechserabteil zu nächtigen.
Logischerweise war es allein platzmäßig ein großer Zugewinn im Vergleich zu einer vollständigen Sechsergruppe.
Neben dem Platz unter den Betten, gab es zusätzlich reichlich Verstauraum über der Tür unseres Abteils. Mein Mitreisender hatte einen großen Wanderrucksack dabei, ich hingegen reiste mit kleinem Koffer und Rucksack. Auf sechs Personen hochgerechnet, hätte der Platz für alle sicher ausgereicht.
Trotzdem gilt natürlich die Devise „Je weniger Personen im Abteil, desto mehr Platz für alle“.
Unser Gepäck unter dem Bett
Raum über der Tür
Für die Betten haben wir zwei Laken, ein Kopfkissen und eine Decke erhalten. Ich habe ein Laken für die übliche Benutzung verwendet. Das andere Laken wurde zur Bettdecke. Die andere Decke habe ich noch je nach Temperaturempfinden ein bisschen darüber gezogen.
Ich persönlich empfand den Zug als angenehm temperiert. Ich weiß aber auch, dass ich nicht sehr schnell friere. Andere Menschen, so auch mein Mitreisender, haben mit größeren Temperaturschwankungen zu tun.
Nichtsdestotrotz denke ich, dass die gegebene Bettwäsche ausreichend ist.
Von den sechs Lichtern neben den einzelnen Betten funktionierte leider nur eins. Das ist natürlich ärgerlich. Ich habe allerdings auch kein Licht benötigt.
Immerhin waren die beiden Lichtschalter für die reguläre Raumbeleuchtung und für ein Nachtlicht, also eine ganz leichte Lichtquelle, benutzbar.
Bei uns blieb das Licht in der Nacht allerdings komplett aus.
Für jeden von uns gab es noch eine Flasche Wasser. Ohropax und Schlafmaske sind auch in diesem Zug nicht vorzufinden. Auch WLAN und Steckdosen sind im Liegewagen leider nicht vorhanden.
Für die Verdunklung gibt es zwei Vorhänge. Darunter ist ein Mülleimer und auch die Leiter zum Ins-Bett-Klettern befindet sich vor den Vorhängen.
Ein Blick ins 6er-Abteil
Lichtschalter über der Abteiltür
Zusätzlich kann die Tür verriegelt werden.
Da der Liegewagen früher von der Deutschen Bahn genutzt wurde, stand die Erklärung der Funktionsweise weiterhin in deutscher Sprache gut leserlich unter der Verriegelung.
Sonderlich kompliziert ist das Verriegeln der Tür nicht.
Zwei Türen weiter befand sich ein kleiner Waschraum mit Waschbecken, direkt daneben war ein weiterer Raum mit Toilette und Waschbecken.
Der kleine Waschraum war sauber und konnte gut zum Zähneputzen verwendet werden.
Der Raum mit Toilette war etwas dreckiger, für Zugverhältnisse aber dennoch in Ordnung. Einzige Mangelware war Papier zum Abtrocknen der Hände.
In beiden Räumen waren die Wände mit tollen Stadtfotografien geschmückt.
Zeit, um über die Nacht zu sprechen. Die Matratze ist ziemlich hart. Trotzdem empfand ich sie als sehr bequem.
Für alle, die üblicherweise auf einer weichen Unterlage schlafen, kann es vielleicht ungewohnt sein.
Auf die Ohren gab es charakteristische Zuggeräusche. Das monotone Geräusch stört mich nicht besonders. Zur Sicherheit habe ich mir trotzdem selbst mitgebrachte Ohropax in die Ohren gesteckt, um möglichen externen Geräuschen wie Durchsagen am Bahnhof entgegenzuwirken.
Ungefähr ab Freiburg im Breisgau war ich im Land der Träume verschwunden und habe nahezu durchgeschlafen.
Funktionsweise der Türverriegelung
Waschraum
Toilette
Am Vorabend wurde vom Zugpersonal eine Nachtruhe von 21 Uhr bis 8 Uhr angekündigt.
Auf dem Weg zwischen Leipzig und Riesa ertönte die erste Durchsage. Unser Zug hatte etwas Verspätung, wodurch es ca. 06.30 Uhr war.
Für uns, die in Dresden aus dem Zug aussteigen wollten, sicher nicht so tragisch, begannen die Durchsagen entgegen der eigenen Versprechen trotzdem bereits deutlich vor 08.00 Uhr.
Der Schlaf ist dann eigentlich auch für alle Reisenden nach Prag beendet.
Zusammenfassend war ich mit dem Schlaf im Liegewagen zufrieden. Natürlich ist das Schlaferlebnis im heimischen Bett besser, aber trotzdem konnte ich verhältnismäßig gut schlafen.
In jedem Fall würde ich immer empfehlen, Ohropax und eine Schlafmaske dabei zu haben. Für den Schlaf im Nachtzug können sich diese Hilfsmittel meist bewähren.
In diesem Zug wäre beides für mich nicht unbedingt nötig gewesen. Hätte ich allerdings nicht beim Kofferpacken daran gedacht, wäre die Suche im Zug vergeblich gewesen. Wie man sieht, sollte man nicht automatisch damit rechnen.
Ein Frühstück war auf dieser Fahrt nicht inklusive. Optional kann dieses aber auch zu einem guten Preis (75 CZK, ca. 3,30€) erworben werden. Im Schlafwagen, direkt nebenan, ist das morgendliche Mal inklusive, wodurch es kein Problem ist, im Liegewagen Frühstück zu erfragen.
Wir haben auf der Hinfahrt sehr gute Erfahrungen mit dem Frühstück gemacht, haben aber trotzdem darauf verzichtet, da für uns der Weg vom Bahnhof nach Hause nicht weit ist und zu Hause genug Nahrung für ein Frühstück wartete.
Weitere Eindrücke aus dem Zug
Der Zug war ähnlich bestückt wie auf der Hinfahrt. Neben Schlaf- und Liegewagen der tschechischen Bahngesellschaft České dráhy gibt es gewöhnliche Sitzwagen, die für einen guten Schlaf eher ungeeignet sind. Auch hier findet man die übliche Unterteilung in 1. und 2. Klasse.
Anfangs gab es auch einen 1.-Klasse-Intercity-Wagen der SBB. Dieser wurde später abgehängt.
Auf der anderen Seite des Zuges befanden sich die Schlafabteile der ÖBB. Unter anderem die neuen Viererabteile.
Ab Leipzig stand der Speisewagen zur Verfügung.
Ein Blick in den Schlafwagen
Sitzwagen der SBB
Sitzwagen der ČD
Speisewagen
Ankunft in Dresden
Um 07.40 Uhr, also mit ca. 35 min Verspätung, erreichten wir unser Reiseziel Dresden Hbf.
Die winterliche Morgenidylle und die aufgehende Sonne haben mich dabei sofort glücklich gestimmt.
Außerdem lag noch ein bisschen Schnee.
Auch Dresden ist jederzeit einen Besuch wert. In der Weihnachtszeit lockt die Stadt mit dem bekannten Dresdner Striezelmarkt.
Dresdner Elbe am Morgen
Am Bahnsteig kurz nach der Ankunft
Fazit
Bei einer Stadttour durch Zürich haben wir mit einer Reisegruppe aus Australien gesprochen. Im Gespräch waren sie total fasziniert von unserer Geschichte, dass wir mit dem Nachtzug zwischen mehreren europäischen Ländern pendeln.
Es ist schon ein spannendes Abenteuer, in der Schweiz in einen tschechischen Zug zu steigen, um nach Deutschland zu fahren.
Durch hervorragende Anschlussmöglichkeiten sind auch weitere Länder schnell zu erreichen.
Von Dresden könnt ihr zum Beispiel direkt nach Görlitz/Zgorzelec an die polnische Grenze reisen.
Insgesamt hat mir der gesamte Wochenendtrip sehr viel Freude bereitet.
Die Schlafqualität im Zug war aus meiner Sicht absolut in Ordnung.
Da wir auch im Sechserabteil zu zweit genächtigt haben, war der Unterschied zwischen Schlaf- und Liegewagen in Bezug auf die Schlafqualität kaum zu spüren. Dies kann mit mehreren Personen allerdings anders ausfallen.
Wer also an der Stelle ein bisschen mehr Sicherheit wünscht, sollte sich für den Schlafwagen entscheiden.
Ich persönlich würde auch beim nächsten Mal, etwas weniger Geld bezahlen, und die Nacht im Liegewagen verbringen.
In jedem Fall ist die Nachtzuganbindung ein fantastisches Angebot und nicht nur für Bahnenthusiasten die perfekte Alternative zum Flugzeug.
Auf der Suche nach guten Übernachtungsmöglichkeiten kann ich Booking.com sehr empfehlen.
Tickets für die Bahngesellschaften aus Deutschland, Österreich und der Schweiz könnt ihr mit einem Klick auf das jeweilige Land kaufen.
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Viel Spaß beim Reisen!
Posted 1 year ago
Niclas
Traveller
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