Nachdem ich von Kiew nach Ungheni an die Grenze von Moldawien zu Rumänien gefahren bin, ging für mich die Reise weiter mit dem Nachtzug Chisinau/Kischinau-Bukarest zurück in die Europäische Union und auf Interrail-Terrain. Alles über den "schwebenden Nachtzug" auf dieser Strecke erfährst Du in diesem Blog.
Fahrzeiten (Stand 2024)
Der Zug verlässt die Hauptstadt Chisinau schon um 1705 Uhr. Ich glaube, das hat den Grund, dass man die Grenze noch am mittleren Abend erreichen will. Ich stieg erst in Ungheni zu (letzter Halt in Moldawien). Dort kommt der Zug 1958Uhr an und fährt erst 2135 Uhr weiter. Hier wird umgespurt. In Rumänien hält der Zug dann spät am Abend (ab 2328 Uhr) noch in Iasi (sprich: Iaasch), wo auch manchmal noch Leute zusteigen. Bukarest wird schon um 6 Uhr 35 in der Früh erreicht.
Den Zug findest Du natürlich auch bei uns auf rail.cc, so, wie alle Nachtzüge in Europa. Der Fahrplan auf rail.cc ist nicht ganz aktuell. Du findest den Zug sonst auch in der DB-Fahrplanauskunft: https://plan.rail.cc
Kommst Du wie ich mit dem Nachtzug 341FJ aus Moskau/Kiew, der weiter nach Chisinau fährt, musst Du aber auch in Ungheni umsteigen, da der Nachtzug aus Kiew sonst später ankommt, als der Zug nach Bukarest in Kischinau abfährt.
Tickets
Die Fahrkarten gibt es bei der moldawischen Bahn: http://www.railway.md/. Das hatte ich vor meiner Reise schon ausfindig gemacht, da aber mein genauer Reiseplan noch nicht feststand, behielt ich mir vor, die Fahrkarte am Abfahrtstag im Bahnhof Ungheni zu kaufen. Was das für Konsequenzen hat, dazu später mehr. Der Zug führt übrigens (wie alle Nachtzüge, die umgespurt werden) keine Liegewagen, sondern nur Schlafwagen. Es gibt eine 2. Klasse (4er Abteil) und eine 1. Klasse (2er Abteil), die vom Material aber gleich sind. Die Fahrkarte mit Schlafwagen in der 2. Klasse kostet ungefährt 25 Euro.
Interrail
Interrail gilt in diesem Zug leider nicht. Also eigentlich. Denn in Moldawien gilt es nicht, in Rumänien hingegen schon. Rein theorethisch müssen IR-Reisende nur eine Fahrkarte von Kischinau nach Iasi (Rumänien) kaufen und dazu eine Reservierung für den Schlafwagen auf der ganzen Strecke. Denn in Rumänien gilt Interrail ja wieder. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das viel Geld spart. Für krasse Sparfüchse, die nur (wie ich) auf der Strecke Ungheni-Bukarest fahren, empfehle ich, gegen 16 Uhr mit einem Regionalzug (extra Bezahlung) über die Grenze nach Iasi zu fahren. Dort fährt dann spät abends ein innerrumänischer Nachtzug, der mit Interrail kostenfrei ist, vorbehaltlich der Liege/Schlafwagenreservierung (ca. 10Euro). Der Nachtzug Iasi-Bukarest hat allerdings eine Fahrzeit von unter 8 Stunden (!)
Willst Du einen Interrail-Pass kaufen, dann schau am besten hier: https://rail.shop/interrail
Der Fahrkartenkauf in Moldawien- Eine Geschichte zum Erzählen
Gegen 15 Uhr kam ich in Ungheni mit dem Zug aus Richtung Kiew/Moskau an. Wie gesagt. Wäre ich bis Kischinau gefahren (an: 1828 Uhr) hätte ich den Nachtzug nach Bukarest (ab Kischinau 1705 Uhr) verpasst. Daher der Umstieg hier. In diesem Zug war ich ein völliger Exot, deswegen schien eine Dame aus meinem Abteil auch schon einem Herrn in Uniform eingeschärft zu haben, mir beim Ticketkauf für die Fahrt nach Rumänien zu helfen.
Ankunft in Ungheni mit dem Zug aus Kiew
Also finde ich mich zugleich am Fahrkartenschalter wider, daneben der Mann, offensichtlich Moldawier, mit Uniform, was ein gewisses Vertrauen erweckt. Er wusste schon, dass ich nach Bukarest will. Also kommuniziert er zuerst mit der Dame am Schalter und versucht dann, für mich zu übersetzen. Jedoch in der gleichen Sprache. Das sieht dann so aus, dass er einfach nur das, was die Dame schon gesagt hat, langsamer wiederholt und dabei hofft, dass ich es auf diese Weise verstehe. Ich gebe mir allergrößte Mühe. Moldawisch und Rumänisch müsste (fast) das Gleiche sein, Rumänisch ist wie der Name schon sagt eine romanische Sprache. Mit meinen Italienisch-Kenntnissen versuche ich, irgendetwas herauszuhören. Ohne Erfolg, beim besten Willen nicht. Englisch spricht hier niemand. Am Schalter scheint bisher nichtmal die Frau zu verstehen, wo ich hin will. Obwohl es nun eigentlich so schwer auch wieder nicht ist. Jedem Tourist empfehle ich wenigstens, Bukarest als "Bukarescht" auszusprechen. Dann soll ich Geld tauschen. Direkt gegenüber in diesem kleinen aber schönen und sauberen Bahnhof ist eine Wechselstube. Ich zögere kurz, da ich weiß, dass der Kurs im Bahnhof (aus Erfahrung) nie wirklich gut ist. Schnell sehe ich aber ein, dass ich wohl kaum eine andere Wahl habe. Ich zeige meine Dollar hervor (die ich noch übrig hatte) und er sagt mir, dass ich "drei" tauschen soll. Das kann man ja zum Glück per Fingerzeig regeln. Ich wusste zwar, dass die Zugfahrt nicht gerade teuer ist, aber drei Dollar für einen Nachtzug erscheint mir doch zu wenig, selbst in Moldawien.
Vermerk aus der Zukunft: Die Wechselstube war doch die richtige Entscheidung und der Kurs absolut fair!
Empfehlung: Wechselkurse vor der Reise immer unbedingt nachschlagen. Ich hatte das natürlich vergessen.
Zurück am Fahrkartenschalter. Es stellte sich langsam heraus, dass die drei Dollar nur für die Fahrt über die Grenze gedacht sind. Wie ich schnell im Handy recherchieren konnte ( ich empfing schon wieder rumänisches Netz, womit ich das Internet nutzen konnte) fährt in ein paar Minuten noch ein Regionalzug nur nach Iasi. Von dort gibt es dann auch den innerrumänsichen Nachtzug, das wusste ich.
Inzwischen stand schon eine ganze Schlange hinter uns am Schalter und wartete teils ungeduldig, teils wollten sie helfen und waren interessiert an meiner Situation, wie sie hier wohl nicht so häufig vorkommt. Im zweiten Akt dieses Schauspiels klinkte sich ein junger Mann ein, der gleich hinter mir anstand. Auch er versuchte zu übersetzen, konnte wenigstens ein bisschen englisch. Als er die Worte "cosi comme ca" sagte, hatte ich kurz Hoffnung, dass er Französisch kann, was auch eine Hilfe gewesen wäre. Aber ich irrte mich, das war Rumänisch. Eine romanische Sprache eben, daher gewisse Ähnlichkeiten. Er versuchte mir auch zu erklären, dass er gleich mit dem Zug über die Grenze nach Iasi fahren würde und ich von dort weiter nach Bukarest käme. Das wusste ich ja schon, aber der innerrumänische Nachtzug war für mich nur die Notlösung, da ich damit mehrere Stunden dort rumsitzen würde und bis spät abends warten muss. Der Mann erklärte mir, dass seine Mutter deutsch könnte. Er rief sie an und im nächsten Augenblick telefonierte ich mit ihr. Sie erklärte mir eben das, was der Mann schon zu mir gesagt hatte. Zug über die Grenze, dann weiter. Sie konnte wirklich gut deutsch und ich fragte mich, wie das wohl käme. Wie dem auch sei: dritter Akt. Für den Zug über die Grenze standen ein paar wenige Polizisten bereit, die die geregelte Abfahrt garantieren sollten. Einer der anderen Menschen im Bahnhof schien eine junge Polizistin herorganisiert zu haben. Sie war relativ attraktiv und noch viel besser: sie sprach Englisch! Endlich! Wenn auch nicht viel, aber wir schienen einen Schritt weiter. Sie fragte, wo ich hin wolle, erfragte dann zielgerichtet am Schalter, wie viel die Fahrkarte kosten würde und wieviel ich dementsprechend zu tauschen hatte. Ich sagte ihr, dass ich drei Dollar schon getauscht hatte und sie rechnete, wie viel ich noch tauschen müsste. 26 oder 27 Dollar waren es insgesamt, für einen Dollar gab es derzeit ungefährt 20 Moldawische Lei. Ich sprach die neue Zahl auf russisch aus, ein paar Zahlen kannte ich ja. Sofort hatte die Polizisitin Hoffnung, ich könne Russisch, was ich aber sofort verneinen musste und stattdessen erklärte, dass es "nur ein bisschen" war. Ich schrieb die Zahl mit einem Kuli auf meine Hand, um sicher zu gehen. Dann tauschte ich das Geld. Danach ging es wieder zum Schalter, wo schon deutlich weniger Leute waren. 527,77 Lei galt es zu bezahlen, da ahnte ich schon etwas. Ich zählte mein Geld auf das Holz. 500, zehn, zwanzig, fünfundzwnanzig und eins zwei drei vier fünf Untereinheiten. Durch Mimik und Gestik brachte ich meinen Unmut zum Ausdruck denn lediglich zwei "solcher Eier" fehlten (so bezeichnet ein Freund die kleinen Untereinheiten von Fremdwährungen, deren Namen niemand kennt). Nicht einmal zehn Cent. Die Polizistin verstand, dass das ja irgendwie ihr Fehler war, entfernte sich kurz, mit dem Handzeichen, gleich wieder da zu sein. Nach ein paar Sekunden war sie mit zwei moldawischen Lei wieder da. Die Sache war geritzt. Auf die kleinen Münzen verzichtet die Dame am Schalter. Generell schien sie jetzt irgendwie ein "warum-nicht-gleich-so-Gesicht" aufgesetzt zu haben und auch die dementsprechende Stimmung zu vermitteln. Ich war nun allerdings erlöst und dankte der Polizistin ganz herzlich. Sie ging nun der Kontrolle der Fahrgäste für den Regionalzug nach, mein Zug fuhr erst zehn vor neun. Als ich den Bahnhof verließ, sah ich, wie der Zug Richtung Chisinau, mit dem ich gekommen war, mit Dampflok davon fuhr.
Blick vom Fußgängerüberweg auf den Bahnhof Ungheni: rechts Umspuranlage und internationales Gleis (links das nationale Gleis, nicht im Bild)
Ich hatte jetzt eine Weile Zeit, mich am Bahnhof umzusehen und nahm die Umspuranlage sowie alte moldawische Waggons auf der Rückseite des Bahnhofes genauer unter die Lupe. Ob ich dort sein durfte, wusste ich nicht. Ich ließ mich aber lieber nicht sehen.
Ein verlassener Teil des Bahnhofes mit verrosteten Waggons
Danach folgte noch ein Spaziergang durch die Stadt und zum Grenzfluss mit seiner Brücke von Gustav Eiffel.
Aber hier erstmal ein paar Bilder von der Zugumspuranlage:
Blick vom Fußgängerüberweg auf die Umspuranlage
Die großen gelben Kräne wurden bei meiner Reise nicht benutzt
Links hinter der Anlage liegt in dieser Richtung ein alter Teil des Bahnhofes
Wir schauen genauer hin: auffallend viele Radsätze und die gelb-grünen Pylonen zum Anheben der Waggons
Jetzt gehts endlich los
Ich hoffe, ich habe euch nicht allzu sehr gelangweilt. Als der Zug kurz nach sieben am nationalen Bahnsteig einfährt, steige ich schon ein. Ich hätte das auch erst bei Abfahrt des Zuges ca. 2 Stunden später machen können, wollte aber gemütlich zu Abend essen und mich schon bettfertig machen, da ich ja am nächsten Morgen auch um sechs aufstehen müsste. Der Zug hält dort eher kurz und eigentlich zum Aussteigen für Ankommende. Danach wird er von einer Rangierlok vor den Bahnhof (Richtung Rumänien) gefahren, dann wird die Weiche gestellt und er wird in die Gegenrichtung wieder zurück gefahren, kommt aber auf der anderen Seite des Bahnhofsgebäudes raus (weil ja die Weiche gestellt wurde).
Jetzt gehts endlich los!
Wir werden hinter den Bahnhof gefahren
Vorbei an endlosen Radlagern...
Wir kommen auf der anderen Seite vom Bahnhof wieder raus
Dort steht die Umspuranlage, wo die Waggons hineingefahren werden und vorher auseinandergepflückt. Etwas kommpliziert erklärt vielleicht, aber wer einmal vor Ort sein sollte, dem müsste die Situation dann recht schnell vertraut vorkommen. Ich mache mich schon einmal mit meinem Abteilkollegen vertaut. Er heißt Ghennadi, vielleicht 35 Jahre alt, Moldawier. Er arbeitet in Bukarest und fährt somit gerade zur Arbeit. Ein sehr freundlicher Zeitgenosse, der noch dazu gut Englisch spricht. Er fährt normalerweise 1. Klasse, also 2er Schlafwagen, aber der sei heute schon ausgebucht gewesen. Ich frage, ob noch Leute einsteigen und er meint, eigentlich nein, die meisten steigen in Chisinau ein, ein paar in Ungheni. "Maybe in Iasi" sagt er – vielleicht steigen in der ersten rumänischen Stadt noch Leute ein. Ich frage, wann er zu Bett gehen möchte. Auch recht bald, wir wollen schlafen. Jeder hat eines der unteren Betten im Zug, wir sind aktuell nur zu zweit im 4er Abteil.
Der schwebende Zug
Es folgt die Umspuraktion. Schwebender Zug klingt allerdings spannender, als es letztendlich ist. Für mich ist es schon das zweite Umspuren nach Warschau-Kiew, ich muss sagen, beim ersten Mal war es aufregender. Einen detailierteren Bericht gibt es daher hier: https://raildude.com/blog/view?id=15794 . Im Wesentlichen funktioniert das Ganze so: nachdem die Waggons voneinander getrennt wurden, werden sie an den grün-gelben Pfeilern (Höhe ca. 2-3m) arretiert. Dann kommen Männer in den Waggon und lockern an jedem Ende die Befestigung des sogenannten Radsatzes. Dann wird der Wagen unter mächtigem Brummen und Hämmern angehoben. Dabei "schwebt" dann nur der Waggon selbst, ohne Räder, weil die ja gelockert wurden und unten bleiben. Man ist nun eine Weile in der Luft, und ja, man darf dabei wirklich im Waggon bleiben. Das ist schon cool.
Ein anderer Waggon beim Schweben. Dabei bleibt unten der alte Radsatz zurück
Währenddessen werden unten die alten Radsätze (russische Breitspur) weggerollt, danach kommen die neuen mit der europäischen Spurbreite. Von den Radsätzen wimmelt es nur so in der Umspuranlage, überall stehen sie herum. Teilweise auch außerhalb, anderswo im Bahnhofsgelände, mit Pflanzen bewachsen.
Die neuen Radsätze werden dann genau unter dem Waggon platziert,daraufhin wird dieser wieder abgesenkt und wieder kommt der Monteur mit orangener Kleidung, die schwarz beschmiert ist und befestigt die neuen Räder am Waggon.
Die neuen Radsätze werden herangerollt
Die neuen Räder werden befestigt, der Waggon ist wieder auf dem Boden
Währrenddessen ist mein Waggon mit Fliegen dran.
Die Waggons werden dann einzeln wieder rausgerollt, wieder verbunden. Wir rollen wieder kurz Richtung Grenze, danach Weiche umstellen, zurückrollen.
Der Bahnhof Ungheni von der Umspuranlage aus gesehen: links Richtung Rumänien, rechts liegt Moldawien
Ein rumänischer Sitzwagen, der hier angehängt wird
Umspuren fertig!
Wir rollen aus der Anlage raus Richtung Grenze...
...um von dort wieder ans Gleis gefahren zu werden.
Wir stehen am "internationalen Gleis" von Ungheni. Dort wartet schon ein rumänischer Sitzwagen, den wir auch noch mitnehmen. Fertig ist der neue Zug – Umspuren in a nutshell.
Grenzkontrolle
Weitaus spannender ist diesmal für mich aber tatsächlich die Kontrollprozedur. Diese verläuft in zwei Phasen. Schon während des Umspurens kommen Zollbeamte in den Wagen. Sie durchsuchen Gepäck und nebenbei den ganzen Zug. Sogar Verkleidungen über dem Gang werden geöffnet, Verschläge im Abteil auch. Vor kurzem seien Zigaretten über die Grenze geschmuggelt worden, erklärt Ghennadi, deswegen nehmen sie es so genau. Währendessen darf man sich auch kaum im Zug bewegen, ich werde jedes mal schief angeschaut, wenn ich auch nur auf den Gang hinaustrete.
Moldawische Grenzkontrolle schon beim Umspuren: Abteil verlassen verboten!
Gepäckablage im Abteil über der Tür: Verschläge wie dieser werden aufgeschraubt!
Bitte entschuldigt, dass ich deswegen, und weil ich am Morgen im Zug von Kiew nach Ungheni so schlecht Erfahrungen gemacht hatte, keine Fotos vom 1.-Klasse-Schlafwagen gemacht habe. Im Zug heute früh hatte man mich des Waggons verwiesen, als ich Fotos vom Schlafwagen machte, deswegen blieb ich am Abend in meinem Revier.
Teil zwei der Grenzkontrolle ist dann die Passkontrolle. Diese ist natürlich weniger spannend, sie findet erst statt, als der Zug schon wieder abfahrbereit am Gleis steht.
Das ist übrigens die Kontrollerfahrung aus Sicht eines Reisenden Chisinau-Bukarest, oder in meinem Fall, weil ich schon direkt bei Ankunft des Zuges eingestiegen bin (vor dem Umspuren). Wer sich das Umspuren von draußen anschaut, oder erst zur Abfahrt des Zuges einsteigt (2050 Uhr ist ja doch ein Unterschied zu 19 Uhr), der muss im Bahnhof durch eine Art Grenztür, wo dann auch Gepäck und Pass innerhalb des Bahnhofs und vor Abfahrt des Zuges und vor Betreten des Zuges kontrolliert werden. So war es beim Zug nach Iasi, den ich am Nachmittag abfahren sah.
Das Abteil
Bevor wir losfahren, führe ich euch noch kurz durch mein 4er-Schlafwagen-Abteil 2. Klasse. Es hat, wie schon gesagt, 4 Betten im Vergleich zur 1. Klasse, die nur 2 Betten haben. Laut Ghennadi sollen sie nur wenig teuer sein. Ich vermute, dass dort einfach die oberen Betten hochgeklappt bleiben. Hier drei Übersichtsfotos von einem leeren Abteil:
Im unteren Bereich kann man gemütlich Sitzen, es gibt einen kleinen Tisch
Das obere Bett kann man auch klappen, das ist aber eigentlich nicht nötig
Eine Seite des Abteils sieht so aus:
Kommen wir zu den Betten. Diese sehen "blanko" wie folgt aus.
Unteres Bett
Oberes Bett
Zum Beziehen liegt zusammengerollt am Ende jedes Bettes eine Matratze, die man ausrollen kann. Dazu gibt es noch einen Stapel mit Kissenbezug, Matratzenbezug sowie einer leichten Decke.
Ghennadi´s Bett mit ausgerollter Matratze
Stapel mit Laken für jeden Fahrgast
Mein Bett, fertig bezogen
Die eigentliche Fahrt
Ihr merkt schon, das Abenteur ist nicht die Fahrt selbst. Pünktlich fahren wir los, oder besser: rollen los, denn es sind nur weniger Hundert Meter bis über Brücke und den Grenzfluss Prut. Kurz danach stoppt der Zug für die rumänische Grenzkontrolle.
[Video: Wir rollen zur rumänischen Grenze – verfügbar in der nächsten Version von raildude.com]
Ich habe gegen neun abends schon gemütlich gegessen, auch schon Zähne geputzt. Die Wartezeit und das rumänische Telefonnetz nutze ich für ein Telefonat nach Hause. Der Pass wird angeschaut, kontrolliert, sofort wiedergegeben. Die Nebenrolle an diesem Abend spielt ein wunderschöner Sonnenuntergang an der EU-Außengrenze.
Sonnenuntergang am Abend
[Video: Wir fahren über den Grenzfluss "Prut" und die Brücke von Gustav Eiffel – erst in der nächsten Version von raildude verfügbar]
Nach der rumänischen Grenzkontrolle setzen wir unsere Fahrt fort, man sieht noch die Lichter der Kontrollstation
Wir fahren weiter, lassen die Brücke von Gustav Eiffel hinter uns, ich gehe sofort ins Bett, müde! Die Abteiltür hat auf ihrer Rückseite einen Spiegel, was ich erst jetzt bemerke und man kann sie eigentlich sogar abschließen, jedoch war ich ja mehr oder weniger noch während der Kontrolle ins Bett gegangen, da muss sie natürlich offen bleiben.
Abteiltür im Schlafwagenabteil
In Iasi gegen 22 Uhr bricht dann leider noch ein Rumäne in unser Abteil. Er nimmt sich das obere Bett über Ghennadi, isst genüsslich seinen (spekulativ festgestellten) Döner, aber es riecht doch etwas anders, aber zumindest war es in Alufolie eingewickelt. Danach verschwindet er wieder, ich gehe fest davon aus, dass er eines der beiden bis dahin noch freien Abteile genommen hat, vielleicht wurde es ihm zugewiesen. Ich schlafe in Iasi dann endlich ein, als der Zug noch steht, denn es werden auch hier noch ein paar Wagen angehängt, schätzungsweise Sitzwagen. Danach ist die Fahrt recht kurzweilig. Nach ein paar kurzen Wachzeiten und dazwischen Schlaf werden wir plus minus 6 Uhr vom Schaffner geweckt. Er gibt die Fahrkarten zurück (die traditionell am Abend eingesammelt wurden). Nebendarsteller wieder die Sonne, diesmal auf aufsteigendem Ast.
Guten Morgen Rumänien!
Verschlafen schaue ich durch die Gardinen
Sonnenaufgang kurz vor Bukarest
Ein letzter Blick auf unser Nachtlager im Nachtzug
Ich fand es gut, dass man erst um 6 geweckt wird. Ankunft ist nämlich 0620 Uhr, zum Sachenpacken reicht das locker und Frühstück gibt es sowieso keines. Ghennadi und ich tauschen Facebook-Kontakte aus und verabreden uns sogar noch auf ein Bier am Abend in Bukarest, was aber dann leider platzt, da wir beide ziemlich viel vorhaben.
Unterdessen rollen wir in Bukarest Nord (das ist der Hbf) ein:
Ich mache noch ein paar Fotos vom Zug, danach gehe ich durch den Bahnhof Bucurest Nord, der um diese Uhrzeit schon ziemlich voll ist.
Der Nachtzug 105 von Chisinau nach Bukarest
Ankunft in Bukarest mit dem Nachtzug aus Moldawien
Vorn im Bild die rumänischen Waggons, die in Iasi angehängt wurden
Rumänische Lok am Nachtzug Kischinau-Bukarest
Bahnhof Bukarest Nord am Morgen
Bahnhof Bukarest, oft auch: Bukarest Nord Gara A
Auf einer festen Abfahrtstafel finde ich schonmal meinen Zug nach Istanbul-Halkali für den nächsten Tag.
Am nächsten Tag fährt 12:40 der Zug nach Sofia und Istanbul
Fazit
Eine wirklich interessante Reise mit kurzem Nachtsprung und viel Drumherum. Eine recht nützliche Verbindung, um von der Ukraine oder Moldawien nach Bukarest zu kommen. Gelobt sei der schon recht gemütliche Schlafwagen und die Vorhänge in Moldawien-Design, was insgesamt auch einen Hauch von Orient-Express verspüren lässt.
Manche Fotos in diesem Blog stammen übrigens von meinem Spaziergang am Nachmittag vor der Fahrt bzw. aus den Tagen in Bukarest, also bitte nicht wundern.
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Möchtest Du in Bukarest übernachten, dann schau am besten bei booking.com oder hostelworld.
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Ein kleiner spaßiger Fakt am Ende: Moldawien trat beim ESC 2022 mit dem Lied "Treniletul" an, was von genau diesem Nachtzug handelt. Sie gewannen damit Platz 7 und die zweitmeisten Punkte vom Publikum!
Posted 3 months ago
Tobi
Traveller
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