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anonymous
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Posted 8 years ago

Hallo, bin auf einem Tour in Osteuropa gefahren und möchte meine Erfahrungen der Bahnfahrten mitteilen.

Zuerst die geplanten Route (mit Preisen, in EUR umgewandelt):
Railjet Zürich-Budapest 10:40-21:54 (€39)
Nachtzug Budapest-Belgrad 22:25-06:32 (+1) (€25 mit 4:er in Liegewagen)
Nachtzug Belgrad-Sofia 22:05-08:32 (+1) (€31 mit 4:er in Liegewagen)
Bus Sofia-Bukarest 10:00-16:35 (€21)
Nachtzug Bukarest-Chisinau 19:05-08:54 (+1) (€29 mit 4:er in Liegewagen)

Nun das, was faktisch passiert ist.

Schon am Zürich HB begannen die Probleme: der Zug wurde wegen eines Problems mit dem Lok „unbefristet verspätet“. Wie aus dem Routenplan ersichtlich, durfte ich nicht mehr als 30 Minuten zu spät in Budapest ankommen, um den anschliessenden Nachtzug nicht zu verpassen.

Glücklicherweise ist der Zug „nur“ 35 Minuten zu spät abgefahren. Ich fragte den Schaffner, ob er mir mit dem Anschluss helfen konnte, wobei ich aufgefordert wurde, mit dem ab Hegyeshalom anwesenden ungarischen Schaffner zu reden. Habe mit dem gesprochen und er hat das Personal des Nachtzugs angerufen und über meinen Anschluss informiert.

Bin am Bahnhof Budapest-Keleti um 22:25 angekommen, und aufs gegenüberliegenden Gleis wartete der Nachtzug. Das Problem war aber nicht zu Ende. Bei internationalen Ticketkäufen bei mav.hu muss das Ticket bei einer MÁV-Maschine in Ungarn abgeholt werden. Ich durfte nicht laufen, um das zu tun, sondern musste sofort im Zug – auch ohne Ticket.

Ich habe mein Abteil im Liegewagen angesteuert, wurde aber von einem sehr unhöflichen serbischen Wächter vom gesamten Liegewagen abgewiesen (da ich die Reservierung nicht vorweisen konnte) und musste vorläufig zum Sitzwagen. Dort habe ich zwei nette serbische Typen getroffen, die vermuteten, ich brauchte Hilfe. Habe ihnen das ganze erzählt und einer davon, Bojan, erklärte, er konnte fliessend ungarisch und sollte mit dem MÁV-Personal reden.

Bald kam das MÁV-Personal, um die Fahrkarten zu kontrollieren. Ich startete mein Laptop und zeigte ihnen ein Screenshot meiner Buchungsbestätigung von mav.hu. Die waren jedoch nicht zufrieden damit und wussten nicht, was zu tun. Bojan hat mit ihnen während ein Paar Minuten diskutiert, wonach das Personal weggegangen ist, um zu überlegen. Es wurde schliesslich entschieden, dass das Personal meine Buchungsnummer aufnehmen und während des Zwischenstopps in Kiskunhalas (wo ein Ticketmaschine zur Verfügung steht) das Ticket holen sollte. Das wurde mit Erfolg gemacht, wonach ich den Serben für ihre Unterstützung dankte und mit einer MÁV-Schaffnerin zum Liegewagen gegangen bin. Sie hat dem Wächter meine Reservation gezeigt und ich durfte endlich in meinem Abteil. Dort war niemand anders, weshalb ich ganz in Ruhe sein konnte.

Jetzt waren es aber nur 20 Minuten bis zur Grenze in Kelebia und somit sinnlos, schlafen zu versuchen. Satz einfach im Abteil, wo der Strom (wie im gesamten Liegewagen) nicht funktionierte, weshalb es dunkel war. Ziemlich toll, man konnte sogar ein bisschen draussen sehen! Der Liegewagen ist übrigens viel weniger modern als der Sitzabteil, die Abteile jedoch genügend sauber und bequem. Das einzige wirklich schlechte war, dass das Türschloss nicht ordentlich funktionierte – ich hatte nämlich Gruselgeschichten über Diebstahl auf diesem Zug online gelesen.

Um 01:00 ist der Zug in Kelebia angekommen und ein ungarischer Grenzsoldat kam in meinem Abteil. Ich zeigte ihm meinen schwedischen Personalausweis und fünf Sekunden später lief er weiter. Habe danach kurz geschlafen und wachte in Subotica auf, als ein serbischer Grenzsoldat mit einer Lampe im Abteil kam und „Passport!“ ausrufte. Auch er schaute nur kurz den Perso an und lief danach weiter. Nachdem bin ich schnell eingeschlafen und habe erst 10 Minuten vor Ankunft in Belgrad wieder aufgewacht. Als ich am Bahnhof Belgrad den Ausgang ansteuerte, sah ich ein Schild mit meiner Name. Dies war Miodrag Popovic von Wasteels, bei dem ich im Voraus den nächsten Zug nach Sofia gebucht und gezahlt hatte. Jetzt sollte ich das Ticket abholen. Er hat mir dann einen schönen Aufenthalt in Belgrad gewünscht.

Nach einem sehr guten Tag in Belgrad war es Zeit, nach Sofia fortzusetzen. Der kurzen Zug hatte lediglich ein Sitzplatzwagen und ein Liegewagen. Wie auf dem Zug Budapest-Belgrad war der Liegewagen basic, aber genügend sauber und bequem. Bin ziemlich schnell eingeschlafen und wachte um 06:30 Morgen am Grenzbahnhof Dimitrovgrad auf, als der serbischen Grenzpolizei im Abteil kam. Zeigte mein Perso, den er ziemlich genau während 20 Sekunden angeschaut hat, wonach er weitergelaufen ist. Nach Ewigkeiten kam ich zum bulgarischen Grenzbahnhof Kalotina Zapad, wo die Kontrolle 10 Sekunden dauerte.

Jetzt hatte ich aber ein neues Problem: der Zug sollte ja um 05:10 an der Grenze angekommen sein, war es aber erst um 06:30. Also 80 Minuten zu spät, und mein Bus nach Bukarest würde um 10:00 abfahren. Der Risiko war jetzt sehr Gross, dass ich den Bus verpassen würde. Das ist auch passiert - der Zug ist in Sofia um genau 10:02 angekommen. Der Bus um 10:00 war auch der einzigen nach Bukarest und ich musste spätestens um 18:30 am Bahnhof Bukarest-Nord sein, um den Zug nach Chisinau nicht zu verpassen. So habe ich am Busbahnhof ein Ticket nach Ruse (an der Grenze) für entsprechend €15 gekauft und bin um 10:30 abgefahren. Die bulgarischen Landschaft auf der Strecke war absolut herrlich – leider liess ich aus Stress den Kamera im Gepäckraum. Es wurden ein paar Zwischenstopps gemacht, unter anderem in Pleven, wo ich sehr gute Glace kaufen konnte.

Um 15:40 bin ich in Ruse angekommen und hatte jetzt keine Ahnung, wie es weiter gehen sollte. Nach einige Minuten habe ich festgestellt, dass es ein Taxidienst für entsprechend €23 gab. Diesen habe ich gebucht. An der bulgarisch-rumänischen Grenze (die sogenannten Freundschaftsbrücke) gab es riesige Warteschlangen, jedoch nur auf die rumänische Seite Passkontrolle. Die dauerte zwei Sekunden.

Um 18:20 bin ich am Bahnhof Bukarest-Nord angekommen. Habe am Schalter meine SBB-Reservation eines 4:er im Schlafwagen (kostete CHF 8 ) vorgezeigt, 104 lei (statt 131) gezahlt und die Fahrschein erhalten.

Bin fahrplanmässig um 19:05 abgefahren und hatte auch diesmal das Abteil für mich selbst. Der Schlafwagen bot hohen Komfort, Sauberkeit und fast Luxus an (ich hatte Pasta Carbonara am Bahnhof gekauft und es gab ein ordentlicher Tisch, um essen zu können. Die Toiletten dagegen waren katastrophal schmutzig. Umgehend nach Abfahrt kam die Schaffnerin rein und wollte das Ticket und Reservation mitnehmen sowie den Pass anschauen. Bei der Anerkennung meines Personalausweises hatte sie grosse Schwierigkeiten, aber dank meiner (schlechten) Rumänischkentnissen konnte ich (zweimal) nachdrücklich erklären, dass der für Moldawien definitiv gültig ist, wobei sie mich in Ruhe liess.

Die rumänisch-moldauischen Grenzkontrolle war die weitaus strengsten und längst andauernden (insgesamt 4 Stunden). Habe um zirka 3 Uhr im Nacht aufgewacht, als ein rumänischer Zöllner im Abteil kam, um schnell mein Gepäck anzuschauen. Danach kam der Grenzsoldat, der genauso wie die Schaffnerin über die Gültigkeit meines Ausweises sehr skeptisch war. Er sagte auf Englisch „Von unserer Seite ist es kein Problem, Sie können ja Rumänien verlassen...“ und ich musste dreimal darauf bestehen, dass der für Moldawien gültig ist, dass ich das zu 100% wusste. Wir sind dann langsam über eine Brücke gefahren, dann hielt der Zug wieder und es kam ein moldauischer Zöllner rein, um mein Gepäck anzuschauen. Danach der moldauischen Grenzsoldat, der Probleme damit hatte, mein Perso dem Gerät zu scannen. Nach einer Minute sagte er auf rumänisch, er musste den kurz raus mitnehmen („kurz“=über eine Stunde)

Der Zug bewegte sich kurz und wurde wieder ausgeschaltet, dann während etwa einer Stunde heftig rangiert - ich dachte ernsthaft, wir würden umkippen. Es wurde draussen geschrien und rumgelaufen. Danach wurde der Zug wieder eingeschaltet und bewegte sich kurz in der anderen Richtung. Dann noch ein kurzer Halt, während dem die Schaffnerin mit meinem Perso und ein Zettel reinkam, in dem es stand, ich sollte mich für eine zweiten Kontrolle vorbereiten. Diese fand jedoch nie statt, da ich kurz danach abgefahren und eingeschlafen bin.

Um 08:45 wachte ich auf, als die Schaffnerin mir das Ticket und Reservation zurückgegeben habe, und zehn Minuten später bin ich endlich am Endziel Chisinau angekommen.

War ein schönes Abenteuer. 10/10, würde es bestimmt nochmals machen! :D

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replied 8 years ago

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