Der Machu Picchu ist eines der 7 Weltwunder. Nach Perú zu reisen, ohne diesen magischen Ort zu besuchen wäre, wie eine Pizza zu bestellen – aber nur die Kruste. Die 110 km lange Bahnstrecke zwischen Cusco und dem Städtchen Aguas Calientes (Pueblo Machu Picchu) gibt es bereits seit 1928 und ist die einzige Verbindung des Dorfes zur Außenwelt. Wer per Auto anreisen will, der kann bis zum Wasserwerk Hidroeléctrica fahren und muss anschließend eine 2,5-stündige Wanderung entlang der Schienen auf sich nehmen.
Es gibt zwei Eisenbahngesellschaften, die eine Bahnverbindung nach Aguas Calientes anbieten: PeruRail und IncaRail.
PeruRail betreibt insgesamt fünf unterschiedliche Zugtypen, die den Machu Picchu mit der Außenwelt verbinden und ab den Bahnhöfen Cusco, Urubamba und Ollantaytambo verkehren. Einer davon ist der recht günstige Lokalzug, der – Sorry Sparfüchse! – ausschließlich peruanische Staatsbürger transportiert. Des Weiteren gibt es vier Touristenzüge; den Belmond Hiram Bingham Luxuszug, den Sacred Valley-Zug, sowie die etwas günstigeren Varianten, den Vistadome und den Expedition.
Um die Möglichkeiten und die Verwirrung, welchen Zug man nehmen sollte perfekt zu machen, gibt es noch einen weiteren Betreiber, IncaRail. IncaRail bietet vier verschiedene Service-Klassen mit unterschiedlichen Abfahrtsbahnhöfen (Cusco, Poroy und Ollantaytambo) an. Zu deren Zügen gehören zwei Luxus-Varianten, ein Privatzug zum Machu Picchu (der einzige Charter-Service dorthin!), sowie ein Erste-Klasse-Zug und die günstigeren Züge, den 360°-Zug und den Voyager.
Wenn man sich also wie ich auf die atemberaubende Reise zu einem der 7 Weltwunder begeben will, so hat man zunächst die üppige Auswahl zwischen sage und schreibe 8 Zügen mit unterschiedlichsten Klassen und Fahrplänen. Ich habe mich letzten Endes – nicht nur aus Kostengründen, sondern auch aufgrund IncaRail’s übersichtlicher Website und des schicken Designs – für die Mittelklasse-Variante von IncaRail entschieden: den sehr verlockend klingenden 360°-Zug. In den folgenden Zeilen werde ich euch alles über meine Reise mit diesem Zug, meine Erwartungen und Erfahrungen erzählen. Viel Spaß beim Lesen!
Cusco
Cusco ist zweifellos ein Touristen-Hotspot – und das zu Recht. Mit seiner charmanten Altstadt, zahlreichen Essensmöglichkeiten für Hardcore-Foodies- und Kaffeetrinker und einem ganzen Batzen Inka-Kultur ist es als Tor zum Machu Picchu auf jeden Fall eine Reise wert. Die Anreise erfolgt per Flugzeug oder Bus. Aber man sollte vorgewarnt sein. Wer mit dem Bus von Lima anreist, muss sich auf eine ca. 21-stündige Fahrt vorbereiten. Einfache Flüge ab Lima oder Arequipa mit Sky, Latam oder VivaAir gibt es für Frühbucher bereits ab 22 € – günstiger als der Bus! Wer, so wie ich, zu den Kurzentschlossenen gehört und sich aus Kostengründen dann doch lieber für den Bus entscheidet, der ist mit Cruz del Sur besten Händen. Für mich waren es von Arequipa aus auch “nur” 10h im Nachtbus (diese sind in Peru sehr komfortabel und bieten sogar einen In-Train-Service). Generell lässt sich aber sagen, dass es sich in Südamerika immer lohnt, zunächst die Flugpreise zu überprüfen.
Cusco von oben
Egal wie man’s macht, nahezu jeder, der in Cusco ankommt, wird zunächst mit dem Atmen zu kämpfen haben. Immerhin liegt die Stadt auf knapp 3.400 m Höhe. Eine tolle Ausrede, um zunächst einmal ein paar Tage dort zu verbringen, um sich zu Akklimatisieren (auch, wenn Aguas Calientes und selbst der Machu Picchu niedriger gelegen ist). Genug zu tun und zu sehen gibt es hier allemal. Wer Lust auf einen super leckeren Burger-Lunch hat, dem kann ich Chakruna Native Burgers empfehlen (mit Pommes aus 5 verschiedenen Kartoffel-Sorten und Getränk inklusive).
Burger essen im Chakruna Native Burgers
In Cusco habe ich im Xplora Hostel übernachtet. Ein recht neues Hostel, ca. 15 Gehminuten vom Plaza de Armas, dem Marktplatz. Nicht nur aufgrund des stylischen Interieurs fiel meine Wahl auf diese Unterkunft. Sie bietet außerdem einen schönen Blick über die Dächer der Stadt und liegt zudem nur 15 Gehminuten vom Bahnhof San Pedro entfernt (auch wenn ein Taxi innerhalb der Stadt nur 5 Soles – 1,35€ kostet). Ich wurde sehr freundlich empfangen und meine Suite war geräumig und sauber. Das Frühstück besteht aus Kaffee oder Tee, Cornflakes mit Joghurt, sowie Butter, Marmelade und Brötchen und wird zwischen 7 und 10 Uhr serviert. Der Kaffee war leider bereits gesüßt und die Cornflakes etwas schal, aber insgesamt bietet das Hostel ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und eine sehr heimelige Atmosphäre – ich kann es empfehlen (man kann ja auch woanders Frühstücken)!
Frühstück mit Aussicht
Mein Zimmer im Xplora Hostel
Zugklassen und “bimodale Reise”
Wie zuvor erwähnt, verfügt IncaRail über insgesamt 4 verschiedene Zugklassen, die ich hier kurz anreißen möchte. Sämtliche hier angegebenen Preise verstehen sich für eine Einfache Fahrt ab Cusco - San Pedro Station. Eine Vergünstigung für eine gemeinsam gebuchte Hin- und Rückfahrt gibt es nicht. Für die aktuellsten Preisinformationen empfehle ich generell, die Website von IncaRail zu überprüfen.
1. Der Privat-Zug
Der “Private” bietet Reisenden einen exklusiven Charter-Service. Man erhält einen privaten Waggon, Champagner-Empfang, ein Gourmet-Menü, einen privaten Bus zum Machu Picchu und ein mehr als exklusives Interieur mit Live-Musik. Preise gibt es auf Anfrage, es kann sich da meiner Meinung nach nur um einen 4-5-stelligen Betrag handeln.
2. Der Erste-Klasse-Zug
Im Erste-Klasse-Zug erwartet einen ebenfalls ein Gourmet-Menü, eine Observatory Lounge-Bar, Live-Musik und ein privater Bus zur Zitadelle. Der Preis für eine Einfache Fahrt beträgt saftige 195 € und aufwärts.
3. Der 360°-Zug
Der mittelpreisige 360°-Zug lockt Passagiere mit einem Outdoor-Observatory-Waggon mit angeschlossener Bar, extra großen Panoramafenstern, einem Box-Lunch und In-Train-Entertainment. Meine Wahl fiel auf diesen Zug, deshalb gibt es mehr Informationen zu den Preisen unter “Fahrkarten und Preise für den 360°-Zug ab Cusco”.
4. Der Voyager
Der Voyager ist die günstigste Variante und den IncaRail-Zügen, was die Fahrt selbst aber nicht weniger besonders macht. Er verfügt über Standard-Panorama-Fenster, Snacks, Heiß- und Kaltgetränke, sowie Hintergrundmusik. Der Preis für eine Einfache Fahrt im Voyager beträgt 71 € und ist somit nicht besonders viel günstiger als der etwas bessere 360°-Zug. Noch genauere Beschreibungen, Fotos, Fahrpläne und Informationen zu den verschiedenen Zug-Klassen sind auf der Website von IncaRail zu finden.
Die bimodale Reise
Abgesehen von der reinen Zugreise bietet IncaRail außerdem noch eine minimal günstigere Fahrt an, die zunächst mit dem Bus in Cusco (Av El Sol 843) beginnt, welcher einen nach Ollantaytambo bringt, wo man anschließend in den Zug nach Aguas Calientes steigt. Die Fahrtzeit im Bus beträgt hierbei 2 Stunden. Die bimodale Reise wird ausschließlich für den 360° und den Voyager angeboten und war zu meinem Buchungszeitpunkt lediglich 3€ günstiger, als der Direktzug ab Cusco - San Pedro, was die Entscheidung für mich sehr einfach machte.
Fahrkarten und Preise für den 360°-Zug ab Cusco
Wie bereits erwähnt, gehört der 360°-Zug zur Mittelklasse der von IncaRail angebotenen Zügen. Je nach Buchungszeitpunkt und Abfahrtsbahnhof (in meinem Fall Cusco - San Pedro) zahlt man für eine einfache Fahrt mit diesen Zug zwischen 78 € und 108 €. Das kuriose hierbei ist, dass Extrem-Frühbucher mit 99 € mehr zahlen als die Kurzentschlossenen mit Angeboten ab 78 €. Allerdings ist dann natürlich nicht garantiert, dass man am gewünschten Tag noch einen Platz bekommt. Nachdem ich mich also durch die schiere Vielfalt an Möglichkeiten gekämpft und meine Entscheidung endlich getroffen hatte, schloss ich meine Buchung ganz einfach online ab. Sitzplätze konnte ich leider keine auswählen. Dafür habe ich prompt nach meiner Zahlung per Kreditkarte eine E-Mail mit meinem “Purchase Voucher” erhalten, in der ich darum gebeten wurde, dieses in einem IncaRail-Office gegen mein richtiges Ticket einzutauschen. Kurz darauf erhielt ich eine weitere E-Mail mit meinem Ticket als .pdf. Wie sich herausstellte, hätte ich dies einfach selbst ausdrucken können. Aber dazu gleich mehr unter “IncaRail Office”.
Zeitplan und Bahnhöfe
Bei IncaRail stehen einem insgesamt drei Abfahrtsbahnhöfe zur Auswahl: Cusco, Poroy und Ollantaytambo. Aus reiner Bequemlichkeit und um eine möglichst lange Zugfahrt genießen zu können habe ich mich schnell für den Bahnhof in Cusco entschieden. Der Bahnhof San Pedro in Cusco ist erst seit März/April 2019 wieder in Betrieb für Fahrten zum Machu Picchu und liegt im Herzen der Stadt. Achtung: Nicht zu verwechseln mit der Estacion Wanchaq, die für gewöhnlich noch als erstes aufploppt, wenn man eine Google-Suche betreibt. Aber keine Sorge, sobald man sein Ticket im IncaRail-Office abholt, erhält man noch zusätzliche Informationen und eine Wegbeschreibung zum Bahnhof nahe des Plaza de Armas.
Ab Cusco gibt es mit den drei unterschiedlichen Zugklassen (ausgenommen den Privatzug) 8 tägliche Verbindungen zum Machu Picchu. Sonntags weichen die Fahrtzeiten ab. Der First Class fährt um 08.28 Uhr ab und erreicht Aguas Calientes um 12.41. Der 360°-Zug verlässt Cusco um 05.00 Uhr und um 08.43 Uhr und kommt jeweils um 08.48 Uhr und um 13.06 Uhr an. Der Voyager fährt um 08.28 ab und erreicht sein Ziel um 12.41 Uhr. Des Weiteren werden noch vier bimodale Fahren angeboten: mit dem 360°-Zug um 10.16 Uhr, Ankunft ist um 14.00 Uhr und dem Voyager um 04.10 Uhr, 08.40 Uhr und 16.15 Uhr mit Ankunft um jeweils 08.01 Uhr, 12.41 Uhr und 21.09 Uhr.
Für exakte Fahrpläne, besonders an Wochenenden und Feiertagen rate ich euch, einfach auf der Website von IncaRail vorbeizuschauen. Bitte beachtet hierbei immer den korrekten Abfahrtsort.
Fahrplan
Das IncaRail Office
Das Haupt-IncaRail-Office in Cusco befindet sich direkt am Plaza de Armas. Jeder Tourist kommt hier mindestens einmal während seines Cusco-Besuchs vorbei, also ist es kein Problem, dort einfach mal kurz vorbeizuschauen, um sein Ticket organisiert zu bekommen. Das Office macht einen extrem modernen und sehr neuen Eindruck.
Das IncaRail Office von außen
Office Eingang
Innen im IncaRail Office
Sofort nach Betreten des Gebäudes wurde ich von einem freundlichen Mitarbeiter auf Englisch willkommen geheißen. Generell muss man wohl eine Nummer ziehen, um anschließend bedient zu werden, da allerdings außer mir niemand dort war, wurde ich auch ohne Nummer sofort dran genommen. Ich zeigte dem netten Herren die E-Mail mit dem Ticket-pdf, woraufhin er mein Handy kurz entgegennahm und mir erklärte, es würde wenige Minuten dauern und ich könnte mir gerne einen Tee an der Tee-Station machen und mich ein wenig umsehen. Gesagt, getan. Im IncaRail-Office gibt es tatsächlich eine sehr hübsche, mit Liebe gestaltete Besucherecke mit einer Auswahl an verschiedensten Tees – darunter auch Coca-Tee gegen die Höhe, sowie eine gemütliche Sitzecke und diverse Informationstafeln und Flyer.
Gemütliche Teeecke im IncaRail Office
Schon nach kurzer Zeit war mein Ticket ausgedruckt – natürlich kostenfrei. Abgesehen davon erhielt ich noch zwei weitere nützliche, qualitativ hochwertige Flyer mit einer Wegbeschreibung zum Bahnhof und Informationen zu den Zügen. Leider habe ich vergessen, nach den Sitzplätzen zu fragen. Womöglich hat man dort die Möglichkeit, sich einen spezifischen Platz auszusuchen. Mir wurde noch eine gute Fahrt gewünscht und ich verließ zufrieden das Office.
Richtung Bahnhof San Pedro
Karte der Strecke
Detaillierte Strecke
Fahrplan
Die verschiedenen Zugtypen
Abfahrt ab Cusco San Pedro
Morgens um 7 Uhr klingelt mein Wecker. Ich habe noch mehr als genug Zeit bis zu meiner Abfahrt um 08.43 Uhr und frühstücke erst einmal. Man soll sich 30 Minuten vor Abfahrt in der Wartehalle einfinden. Gemütlich laufe ich zum San Pedro Bahnhof, der sich direkt gegenüber vom San Pedro Markt befindet. Im Gegensatz zum IncaRail-Office macht der Bahnhof herzlich wenig her.
Bahnhof San Pedro Außenansicht
Es ist ziemlich offensichtlich, dass er lange nicht wirklich genutzt wurde und eher als Mittel zum Zweck dient (im Vergleich mit anderen Bahnhofsgebäuden dieser Welt). IncaRail teilt sich das Gebäude mit PeruRail, was sofort aufgrund der nebeneinander liegenden Schalter offensichtlich wird. Es gibt zwei getrennte Wartehallen für die beiden Unternehmen. Um zur IncaRail Wartehalle zu gelangen muss man zunächst auf den Bahnsteig, die Halle befindet sich auf der rechten Seite; ein Hinweisschild weißt den Weg.
Eingang zum San Pedro Markt
Kirche beim Bahnhof
Eingang zum Bahnhof San Pedro
PeruRail und IncaRail Ticketverkauf
PeruRail Wartehalle
Eingang zur IncaRail Wartehalle
PeruRail’s “Voyager” wartet am Bahnsteig neben dem IncaRail “360°-Zug”
Wer noch etwas Zeit hat, kann sich noch auf dem San Pedro Markt umsehen und eventuell ein paar Snacks für die Reise besorgen. Dort findet man so ziemlich alles, was man sich nur wünschen kann – außer ungesüßten Kaffee. 30 Minuten vor Abfahrt begebe ich mich brav in die Wartehalle, die mit einigen Bänken und Toiletten ausgestattet ist. Der dunkelgrüne, glänzend polierte Zug ist bereits hier und es herrscht reges Treiben.
Der 360 wartet am Bahnhof
Details auf dem Zugschild
Der Zug von der anderen Seite
Ca. 10 Minuten vor der planmäßigen Abfahrt wird es plötzlich unruhig und alle Wartenden machen sich bereit. Eine Durchsage gab es keine, aber eine Mitarbeiterin hatte sich wohl am Eingang der Wartehalle positioniert und die Wartenden gebeten sich bereit zumachen. Ich bin ein wenig verwirrt, da die Zugnummer nicht mit der Nummer auf meinem Ticket übereinstimmt. Ich zeige meinen ausgedruckten Zettel der netten Dame, die mich bestätigt und zum hinteren Teil des Zuges schickt. Dort hat sich bereits eine Schlange gebildet. Eine Schaffnerin wartet an der Zugtür, sammelt die ausgedruckten Tickets ein und weist auf den jeweiligen Sitzplatz hin.
Der Zug
Der Zug füllt sich schnell, mein Waggon ist bis auf wenige Plätze komplett voll. Ich habe Glück und hatte anscheinend noch einen Fensterplatz ergattert. Das Zuginnere wirkt sehr neu und modern, ist allerdings etwas eng. Sofort fallen einem die extra großen, sehr sauberen Panoramafenster auf, die sogar noch über ein kleines Zusatzfenster über dem normalen Fenster (wo sich normalerweise die Gepäckablage befindet) verfügen, um freie Sicht auf die Berge zu gewährleisten. Die grauen, mit Kunstleder überzogenen Sitze sind schmal jeweils 2x2 gegenüber angeordnet. Die Vierer-Sitzgruppen werden durch einen grauen, ausklappbaren Tisch getrennt und verfügen über eine Steckdose mit je einem Strom- und zwei USB-Anschlüssen, sodass man – theoretisch während der Fahrt arbeiten, oder sein Handy laden kann. Bei meinem Sitz funktioniert leider nur ein einziger USB-Anschluss (also nix mit Arbeit).
Zug Innenansicht
Stockdosen und USB-Stecker unter dem Tisch
Panorama-Fenster
Innen im Zug
Am Eingang des Waggons gibt es eine kleine Gepäckaufbewahrung, sowie eine Toilette. Diese verfügt über Toilettenpapier und Handseife und macht einen sehr sauberen Eindruck. Achtung: der rote Knopf neben der Toilette ist laut Aufschrift ein Not-Knopf und sollte nicht versehentlich zum Spülen betätigt werden (wie es einigen meiner Mitfahrer geschehen ist – übrigens eilte niemand zu Hilfe). Hierfür ist ein schwarzer, Knopf AUF der Armatur zuständig.
Toilette mit schwarzem Spülknopf rechts oben
Waschbecken mit Seife und Toilettenpapier
Über die Gepäckaufbewahrung ist noch zu sagen, dass es im 360°-Zug offiziell nicht gestattet ist, große Gepäckstücke, wie Koffer oder Reiserucksäcke mitzunehmen (was höchstwahrscheinlich auf den Platzmangel zurückzuführen ist). Aber keine Sorge, wie es scheint, kann man sich ungerügt darüber hinwegsetzen, da die meisten Reisenden tatsächlich nur Handgepäck mitnehmen und somit Platz für vereinzelte, größere Gepäckstücke ist.
Schmale Gepäckablage am Eingang
Nachdem sich alle Fahrgäste eingefunden haben, fährt der Zug pünktlichst um 08.43 Uhr los und wir erhalten direkt eine Sicherheitseinweisung durch das IncaRail-Zugpersonal. Ich fühle mich fast wie im Flugzeug! Als diese abgeschlossen ist, nutze ich die Zeit, in der sich noch alle in Ruhe einfinden, um auf eine kleine Erkundungstour zu gehen.
Im Observations-Waggon
Kommen wir zu einem absoluten Schmankerl des 360°-Zuges, dem Observations-Waggon. Dieser befindet sich für gewöhnlich in der Mitte des Zuges und verfügt über noch größere Fenster als der Sitzbereich. Beziehungsweise verfügt er über gar keine Fenster. Der Observations-Waggon ist quasi komplett offen, sodass man herrlich freie Sicht auf die Landschaft hat und Fotos aus der Fensteröffnung und ohne nervende Spiegelungen schießen kann. Für Sicherheit ist natürlich auch gesorgt, ein Handlauf hält einen davon ab, sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen – man fühlt sich fast wie in der Achterbahn. Der Observations-Waggon ist kleiner als der Sitzbereich und füllt sich schnell. Man muss sich also quasi früh überlegen, wann man sich dorthin begibt, um die beste Sicht zu bekommen. Notfalls hat man ja Ellenbogen (nur ein Scherz!).
Der Observatory Wagen
Offene Fenster und Möglichkeiten sich fest zu halten im Aussichts-Wagon
Blick aus dem Observation-Wagon
Die Craftbeer Bar
Auf der anderen Seite des Observations-Waggons finde ich zu meiner großen Überraschung eine Craftbeer-Bar. Dort hat man 2 verschiedene Craftbeers (Chop & Chopp) aus dem Sacred Valley, sowie einen traditionellen, peruanischen Cocktail (Chilcano) und eine Tüte Chips zur Auswahl. Mit 6 $ pro Bier (289 ml) oder Cocktail (immerhin 330 ml) sind die Preise ganz schön saftig für Perú. Die “Native Potato Chips” gibt’s dafür schon für 1$. Außerdem verfügt dieses Abteil noch über etwas größere, bequemer scheinende Sitze – allerdings konnte ich nicht herausfinden, wie man an diese besseren Sitzplätze kommt.
Die Craftbeer Bar
In-Train-Entertainment
Nachdem ich mich etwas umgesehen habe, kehre ich an meinen Platz zurück und finde dort eine Art Flyer für das beworbene In-Train-Entertainment vor. Dieser beschreibt, wie man sich in das Wi-Fi des Zuges einwählt und anschließend auf verschiedene Entertainment-Möglichkeiten zugreifen kann. Darunter die Folgenden: Bücher, Filme, Musik, Spiele, Audiobücher, eine Streckenkarte, einen Audio-Guide zur Fahrt und, und, und. Ich bin schon super gespannt und befolge sämtliche Schritte, um mich ins Zug-WiFi einzuwählen. Leider komme ich nicht weiter, als bis zum Ladebildschirm. Auf Nachfrage wird mir mitgeteilt, dass das Netz wahrscheinlich überlastet ist und es auch während der Fahrt öfters abbricht. Hm. Damit kann ich leider nicht viel anfangen und bin etwas enttäuscht. Nichtsdestotrotz haben sich ein paar meiner Mitfahrer dann doch einwählen können und mir Screenshots der Zug-internen App zukommen lassen. Anscheinend ist der Audio-Guide wie eine Geschichte aufgebaut, die mit zwei Reisenden beginnt, die sich im Zug kennenlernen. Mehr habe ich aber dann auch nicht mehr herausfinden können. Während dem Rest der Fahrt versuche ich es noch einige Male, aber nichts will so wirklich funktionieren. Sehr schade.
Informations-Brochure
Poster im Zug
Die In-Train Entertainment Homepage
App-Screenshot
App-Screenshot 2
App-Screenshot 3
Die Fahrt
Cusco San Pedro befindet sich im Herzen der Stadt. Als wir losrollen, ziehen tausende kleine Häuschen an uns vorbei und ich erhalte die Möglichkeit, das tägliche Leben aus dem Fenster zu beobachten. Wir schlängeln uns die steilen Straßen hinauf und um einen schnelleren Aufstieg zu gewährleisten, wird hier wiederum eine Methode angewandt, die ich bereits in Ecuador bei meiner Fahrt zur Teufelnase kennengelernt habe: die Spitzkehre, bei der der Zug mehrmals die Richtung wechselt, um einen besonders steilen Abhang – oder Berg – möglichst schnell und effektiv zu bezwingen. Wer sich dafür interessiert, kann alles noch einmal genauer hier nachlesen.
Fahrt raus aus Cusco
Schon bald kommt das adrett gekleidete Zugpersonal durch den Waggon gelaufen und beginnt mit dem im Ticket inbegriffenen Service, bei dem auch nochmals auf den Observations-Waggon hingewiesen wird. Zunächst erhält man die Option auf Kaffee oder Eistee. Da es noch früh ist, entscheide ich mich für das schwarze Gold – kein Zucker, keine Milch – und erhalte noch eine Packung traditioneller Kekse (Bastoncitos de Kyon) dazu. In meiner Zeit als Reisende habe ich generell schon freundlicheres Zugpersonal kennengelernt, aber vielleicht hatte die Dame auch einfach einen schlechten Tag. Der Kaffee war zumindest heiß, wenn er auch aus dem in Peru allseits beliebten, jedoch wenig geschmackvollen Kaffeesirup hergestellt. Umso leckerer waren dafür die Kekse, die direkt einen Plausch mit meinem Zug-Gegenüber verursachten. Nach dem willkommenen Snack begebe ich mich in den Observations-Waggon, um die Landschaft etwas zu genießen und ein paar Fotos zu machen.
Service im Zug
Anhängerchen mit Getränken und Snacks
Kaffee und Kekse
Unser erster planmäßiger Halt ist Poroy, wo einige Passagiere zu- und aussteigen.
Bahnhof Poroy
Schon bald geht es weiter und wir schlängeln uns einmal quer durch die Anden, vorbei an Flüssen, kleinen Dörfern, verfallenen Hütten – immer mit schneebedeckten Berggipfeln im Hintergrund. Wahrhaftig eine Fahrt zum Genießen, ich kann gar nicht genug davon bekommen. Die Hälfte unserer Reise ist bereits vorbei als wir – nach mehreren Zwischenhalten, bei denen wir auf entgegenkommende Züge warten mussten – in Ollantaytambo ankommen.
Blick aus dem Zug
Über den Fluß im Beobachtungs-Wagon
Bahnhof Ollantaytambo
Warten in Ollantaytambo
Atemberaubende Blicke in die Berge
Ich kann nicht genug bekommen von diesen Bergen
Dörfer ziehen vorbei
Der "Voyager” fährt vorbei
Ein schneller Blick auf den Voyager von PeruRail
Dort wird der Zug sowohl mit Passagieren, als auch mit Proviant aufgestockt. Zeit für den angepriesenen Box-Lunch. Der kommt in Form eines recht trockenen Hühnchen-Wraps (Vegetarier können sich Voranmelden und erhalten dementsprechend etwas anderes), einer Mandarine, einem Täfelchen Schokolade und einem Müsliriegel. Dazu wird wieder Kaffee oder Eistee (Té helado) gereicht. Ich entscheide mich für einen Ananas-Eistee, der erstaunlich lecker – wenn auch etwas süß ist. Verhungern wird man in diesem Zug auf jeden Fall nicht! Später wird auch noch das Craftbeer- und Snack-Menü verteilt, das ich vorher bereits erwähnte. Diesmal passe ich. Beim Blick aus dem Fenster fällt auf, dass sich die Landschaft zusehends verändert.
Craft Beer und Snack Karte
Bier à la Carte
Essenszeit
Weitere beeindruckende Blicke in die Berge
Wir fahren tief hinein
Entlang des Fluß
Passage des InkaTrail
Üppige Berge
Dier ersten kleinen Hinweise
Wahnsinnige Blicke ins Tal
Ankunft in Aguas Calientes
Wir haben bereits spürbar einige Hundert Höhenmeter verloren und draußen wird es grüner und wärmer. Entlang eines Flusses durch den Regenwald geht die Reise weiter, bis eine Durchsage uns darauf hinweist, dass wir bald in Aguas Calientes ankommen werden. Es wird unruhig und die ersten Häuschen sind bereits zu sehen. Der Zug hält am Dorfeingang.
Ankunft in Aguas Calientes
Es ist kein “Bahnhof” in diesem Sinne zu erkennen, jedoch steigen alle aus und ich folge der Masse. Die Sonne scheint, es ist warm, man hört den Fluss plätschern und nach knapp 4,5 Stunden Fahrt, die wie im Fluge vergangen sind, ist mein kleines Zugabenteuer auch schon wieder vorbei.
Wie sich herausstellt, hat Aguas Calientes mehrere “Bahnhöfe”, wobei lediglich einer über ein richtiges Bahnhofsgebäude verfügt und sich in der Nähe des Kunsthandwerksmarktes befindet. Dort gibt es eine Wartehalle, Cafés und Sanitäranlagen. Der zweite Bahnhof wird von PeruRail für die lokalen Passagierzüge und Güterzüge betrieben. Man sollte jedoch – egal für welchen Zugbetreiber man sich entscheidet – den genauen Abfahrtsort seines Zuges jedoch nochmals überprüfen und gegebenenfalls in einem der entsprechenden Büros (IncaRail oder PeruRail) nachfragen, um Verwechslungen zu vermeiden. Da ich nicht mit dem Zug zurückgereist bin, kann ich leider keine genauere Auskunft darüber geben.
Bahnhof von PeruRail für Lokal- und Güterzüge
Güterzug wartend am Bahnhof
Aguas Calientes
Aguas Calientes (span. für “Heiße Quelle”) ist ein adrettes kleines Städtchen, welches – neben dem Machu Picchu als Hauptattraktion – auch noch heiße Thermalquellen zu bieten hat. Es liegt umgeben von dicht bewachsenen Bergen im heiligen Tal am Fuße der alten Inka-Hauptstadt und die Aussicht ist, selbst von unten betrachtet, absolut atemberaubend. Selbstverständlich ist der Ort sehr touristisch, ebenso wie die Preise. Dennoch habe ich meine Zeit hier wirklich genossen. Wer ein sehr gutes italienisches Essen, sowie hervorragenden Service zu angemessenen Preisen genießen möchte, dem kann ich das “Incontri del Pueblo Viejo” wärmstens empfehlen (das Tiramisu ist ein Erlebnis!).
Aguas Calientes
Es gibt eine riesige Auswahl an Hotels und auch einigen Hostels. Aufgrund meiner recht kurzentschlossenen Buchung war diese Auswahl jedoch etwas eingeschränkt. Ich fand Unterschlupf im Perutambo. Ein preiswertes Hotel/Hostel mit freundlichem Personal und sauberen Zimmern. Man sollte sich jedoch Ohropax mitbringen, da sich das Hotel neben einem sehr beliebten Sportplatz befindet und es bis in die Nacht recht laut sein kann. Dennoch gefiel mir mein Aufenthalt dort sehr gut, das Bett war bequem und das Zimmer geräumig. Für knapp 30 EUR pro Nacht für zwei Personen vollkommen in Ordnung.
Mein Bett für die Nacht
Privates Badezimmer
Ausflug zum Machu Picchu
Bevor ich zum Ende komme, kann ich natürlich einige Tipps für den eigentlichen Ausflug zum Machu Picchu nicht auslassen. Wer schon früh weiß, wann er in Aguas Calientes sein wird, dem empfehle ich, auch das Zeit-Ticket zum Machu Picchu so früh wie möglich online zu kaufen. Die ersten Tickets des Tages um 6 Uhr sind bereits Wochen im Voraus ausverkauft. Tickets für spätere Zeiten 7, 8, 9 Uhr morgens gibt es auch noch einige Tage zuvor. Generell gilt: Je früher, desto weniger Menschen, desto schöner.
Wer sich ein frühmorgendliches Martyrium von gefühlt eintausend Stufen im Knöchel-Verstauch-Gebiet ersparen möchte, der kann 12 $ in einen Bus investieren, der einen zu seinem Ziel bringt. Hin- und zurück kostet das ganze 24 $ und die Tickets können im hiesigen Bus-Ticket-Office erworben werden, welches wirklich einfach zu finden ist. Kauft das Ticket am besten am Tag vor eurem Ausflug und fragt den Verkäufer, wann ihr euch am besten zum Terminal begeben solltet (Für das 6-Uhr Ticket sollte man sich ca. 1,5 Stunden im Voraus anstellen! Für spätere Tickets reicht es, eine halbe Stunde vor Abfahrt dort zu sein).
Machu Picchu
Und auch noch wichtig: Reisepass nicht vergessen, denn man kann sich vor Ort einen Stempel abholen, der belegt, dass man zu einem der 7 Weltwunder gereist ist. Und zwar völlig kostenlos.
Die Rückreise
Für die Rückreise gibt es insgesamt 2 Möglichkeiten. Den Zug oder auf eigene Faust. Wer sich wie ich für ein kleines (und wesentlich günstigeres) Abenteuer entscheidet, der kann entlang der wunderschönen Bahnstrecke nach Hidroeléctrico laufen. Die kleine Wanderung dauert ca. 2,5 - 3 Stunden. Nehmt genug Wasser mit und legt euch MapsMe zu, um euch nicht zu verlaufen (auch wenn dies recht unwahrscheinlich ist). Beim Wandern entlang der Schienen ist große Vorsicht geboten. Man sollte immer mit genügend Abstand zu den Schienen laufen und auf vorbeifahrende Züge Acht geben. Die Wanderung selbst ist wunderschön und super easy. In Hidroeléctrico angekommen kann man ein Collectivo nach Santa Teresa nehmen, von dort mit einem weiteren Collectivo nach Santa Maria fahren und dort nochmals umsteigen und nach Cusco fahren. Die gesamte Fahrtzeit beträgt etwa 7 Stunden, also rät es sich, früh morgens loszumarschieren (Kostenpunkt: Umgerechnet max. 10 EUR). Man kann sich auch zuvor in einem Reisebüro in Cusco einen privat organisierten Transport direkt ab Hidroeléctrico zurück nach Cusco buchen. Das geht schneller und ist mit weniger Umstiegen verbunden, dafür aber auch teurer und weniger abenteuerlich (ca. 25 EUR), wobei die Wanderung dennoch nötig ist.
E-Mail nach der Reise
Einige Tage nach meiner Reise erhielt ich eine E-Mail von IncaRail, in der ich um eine Bewertung meiner Erfahrungen gebeten wurde. Als Geschenk sollte ich ein kleines E-Book mit Bildern und weiteren Informationen zur Strecke erhalten. Neugierig füllte ich den Fragebogen aus, schickte ihn ab und warte leider bis heute auf das versprochene “Geschenk”...
Fazit
Was für eine Zugfahrt! Landschaftlich der absolute Hammer, insbesondere mit dem Observations-Waggon unvergesslich. Ich würde jederzeit wieder zum 360°-Zug tendieren, da er sich preislich nicht besonders groß vom Voyager unterscheidet. Allerdings muss ich sagen, dass die Zugfahrt insgesamt sehr teuer ist und einem keine wirklich günstige Alternative geboten wird. Zudem ließ die Freundlichkeit des Zugpersonals etwas zu wünschen übrig und auch das – für mich – nicht funktionierende, angepriesene In-Train-Entertainment, sowie das niemals erhaltene E-Book haben mir einen kleinen Dämpfer verpasst. Da gäbe es seitens IncaRail auf jeden Fall noch Verbesserungspotenzial. Dennoch: Wer zum Machu Picchu reist, dem möchte ich eine Zugfahrt durch das Heilige Tal dorthin (oder von dort) herzlichst empfehlen.
Besten Dank fürs Lesen und wenn es noch weitere Fragen zur Wahl des Zuges, der Fahrt, dem Ausflug zum Machu Picchu oder Ähnlichem gibt, könnt ihr euch gerne an unser freundliches Forum wenden, in dem euch gerne persönlich und von echten Reisenden weitergeholfen wird.
Dieses Blog sollte uhrsprünglich auf rail.cc erscheinen. Da aber die Community nun zu RailDude umgezogen ist, lest ihr meinen Beitrag hier. :)
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