Teil 1 Warszawa - Berlin


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Diese Reise startet am Warschauer Westbahnhof (Warszawa Zachodnia) , aufgrund von Bauarbeiten am Bahnhof fährt der Berlin-Warszawa Express allerdings vom Danziger Bahnhof , Warszawa Gdanska . Dies hatten wir bei der Buchung unseres Hotels leider nicht einkalkukuliert . An dieser Stelle wartet auf nichtsahnende Touris aus Deutschland allerdings schon die erste Falle , man muss nämlich einen Fussweg von ca. 20 min mit einplannen , da die Züge Richtung Gdanska von "Peron 9" abfahren welcher sich in seiner Lage deutlich von den anderen Bahnsteige unterscheidet . Wenn man dann allerdings in der S-Bahn sitzt dauert es nur 10min bis man am Danziger Bahnhof ankommt . Dieser ist eigentlich kein wirklich hoch frequentierter Bahnhof , dadurch das in Zachodnia allerdings nur wenige Gleise nutzbar sind fahren hier gerade sehr viele Züge ab .

Die Lok ist eine mehrsystemfähige EU44 (Eurosprinter), bei uns besser bekannt als "Taurus" , die den Zug den ganzen Weg bis Berlin ziehen wird .


Die Wagen sind typische polnische Reisezugwagen , größtenteils Großraumwagen . Wir haben allerdings den einzigen Abteilwagen ergattern können . An der Stelle noch ein kleiner Tipp/Hinweis : In Polen ist Bahnsteig nicht gleich Bahnsteig , hier werden sie in "Peron" ("Plattform") und "tor" ("Gleis") unterteilt , überwiegend werden allerdings die Plattformen angegeben . Schon kurz nach Warschau fährt der Zug mit 160km/h durch die tellerhandflache Landschaft Polens , das geht erst einmal mehrere Stunden ohne irgendwelche Ereignisse weiter . Ein definitives Highlight dieses Zuges ist natürlich der Speisewagen , laut mehrerer YouTuber mit einer der besten WELTWEIT (!) , da hier alles frisch gekocht wird . Ich nehme ein "Kotlet Schabowy" aka ein Schnitzel , mein Mitreisender nimmt "Pierogi" , eine polnische/osteuropäische Spezialität . Sehr köstlich , beides , man schmeckt einfach das es frisch und ohne viele Zusatzstoffe ist , gekostet hat es sogar nur 8,50€ (Also das Kotlet Schabowy) !


Kotlet Schabowy


Pierogi

Kurz vor Poznan beginnt dann das polnische Bahnreise Erlebnis erst richtig : Der Zug wird langsamer da alle Schranken außer Betrieb sind oder demontiert und zerlegt neben der Strecke liegen , leider hab ich hiervon kein Foto ): . Neben dem Berlin-Warschau Express gibt es übrigens auch noch 1x am Tag eine Verbindung von und nach Wroclaw , sowie eine nach Gdansk/Gdynia . Außerdem gibt es einen Nachtzug für Flüchtlinge der u.a von Przemysl an der Polnisch-Ukrainischen Grenze nach Berlin fährt .


Typische polnische Landschaft


Nach noch mehr Feldern und Büschen erreicht der Zug dann die polnische Grenzstation "Rzepin" . Kurz darauf überquert der Zug die Oder und damit auch die Polnisch-Deutsche Grenze . Dann rollt der Zug auch schon über das Betriebsgelände vom Bahnhof Frankfurt (Oder) und wechselt von polnischen 3kV Gleichspannung auf deutsche 15kV@16,7Hz Wechselspannung .


Polnischer Grenzpfosten

Überquerung der Oder


Deutscher Grenzpfosten


Nach einem kurzen Halt in Frankfurt (Oder) und ohne Passkontrolle (Danke Schengen !) setzt der Zug seine Fahrt durch denn nicht wirklich anders aussehenden Teil Deutschlands fort . "Weelcome on bord seee Yuurocity to Berlin Hauptbahnhof weia Berlin Ostbahnhof" hört man die unmotiviert klingende Schaffnerin mit dem obligatorischen deutschen Akzent aus den Lautsprechern quaken , spätestens an diesem Punkt sollte man merken das man wieder in Deutschland ist :) .


Der komplett im Bau befindliche Berliner Ostbahnhof

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Untere Bahnsteige des Berliner Hauptbahnhofes



Teil 2 Berlin - Hamburg - Stockholm


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Hier könnte man natürlich auch in den Nachtzug steigen , da wir aber einen Sicherheitspuffer eingebaut haben hätten wir hier in Berlin circa sieben Stunden Aufenthalt . Also fahren wir noch nach Hamburg (Einer der schönsten Städte Deutschlands wie ich finde). Da an diesem Tag fast alle ICEs zwischen BER und HH ausgefallen sind und die wenigen anderen massiv verspätet waren (Der ICE am Nachbargleis hatte 2h Verspätung) fuhr unser ursprünglich gebuchter Zug nur als Ersatzzug . Wegen der dadurch entstandenen Hektik konnte ich leider keine Bilder machen ): , deswegen gibt es jetzt einen kleinen Zeitsprung auf die Elbphilharmonie .


Hamburger Hafen bei Sonnenuntergang von der Elphi

Bis hier her sah noch alles gut aus , aber dann ...... bekamen wir eine SMS von der SJ das sie uns nur eine andere Konfortkategorie anbieten könnten , da der einer der beiden Schlafwagen nicht Teil des Zuges sei und das man das doch bitte am Zug mit dem Schaffner verhandeln solle ..... Frustriert begeben wir also zum Hauptbahnhof um zu sehen was noch im Ramen des Möglichen drin ist . Der einzige Lichtblick war , das wir laut Vagonweb (hier hab ich auch die Wagenreihung für unseren Zug aktualisiert) Wagen 25 und damit hoffentlich einen Wagen des Typs WLABmz 7571 und nicht des Typs WLABmz MUn haben sollten , denn diesen Wagen hatten wir am Mittag in Berlin vom restlichen Zug abgekoppelt herumstehen gesehen .

U-Bahnhof "Baumwall"

Da der DB Navigator eine Verspätung von 31 min prophezeit hatte , statteten wir noch dem Gasthaus zum "Mecces" am Hauptbahnhof einen Besuch ab , danach holten wir unser Gepäck , das wir für den Aufenthalt in HH eingeschloßen hatten . Während mein Mitfahrer gerade den Schlüssel ins Schloß stecken will erspähe ich entgeistert den Blau-Grünen Nachtzug wie er gerade in den Bahnhof einfährt und das auch noch pünktlich !!!!!!!!!! Ohne Rücksicht auf Verluste spurten wir mit unseren (gefühlt) zehn Tonnen Gepäck zum Zug und suchen unsere Wagennummer , und tatsächlich ist unser Wagen angehängt !


Unser Abteil ( Schlafwagenabteil 2.Klasse )

Meine Vermutung stimmte , der andere Wagen war nicht an gehängt , daher verkehrt der Zug auch als Ersatzzug "EN 95400" und nicht als "EN 346" . (Durch die erneute Hektik hab ich auch hier leider keine Bilder machen können , Bilder vom Zug kommen daher erst im weiteren Verlauf :) ) An dieser Stelle kommen wir zum Punkt Verfügbarkeit : Eigentlich war der Zug bei der SJ als "Sold Out" (Ausverkauft) gekennzeichnet . Ich vermute das einige Reisende von dem Angebot der SJ , die Reise unter den gegebenen Umständen zu stornieren Gebrauch gemacht haben . Ich schätze deswegen konnten die anderen Reisenden mit unserem Wagen mitfahren . Jetzt noch zu den Preisen , der Mitreisende musste ca. 330€ für unser privates Schlafwagenabteil in der höchsten Flexibilität hinblättern . An dieser Stelle aber genug des Hintergrundwissens !


*** Update 2024***

Die Probleme der SJ bestehen weiterhin : Bei einer weiteren Fahrt mit dem Zug im August 2024 stellte sich der gebuchte Schlafwagen als überbuchter Liegewagen heraus ! Die Schlafwagenschaffnerin von RDC aus dem anderen Schlafwagen sagte uns das die SJ abwohl sie eigentlich den Verkauf der Tickets nach einer gewissen Deadline hätten einstellen müsse , weiter Tickets verkauft hat . Das plus dem technisch bedingten Ausfall eines der Schlafwagen führte zu einem Ansehnlichen Chaos . Auch mein Liegewagen-Ersatzabteil war bereits besetzt ! Nach einer Weile teilte uns eine SJ-Schaffnerin mit das es für uns ein drittes Abteil in einem weiteren Liegewagen gäbe .


Sehr traurig , das sich über mehrere Jahr immer noch nichts geändert hat : Das Buchungssystem ist immer noch fehlerhaft , die Kommunikation mit RDC immer noch sehr schlecht !

***Update Ende***


In Schleswig kommt der Zug kurz zum halten , ein technischer Zwischenhalt . Der Schaffner winkt uns auf den Bahnsteig . Ich denke mir : solange der Schaffner nicht an Bord ist kann der Zug eh nicht weiter fahren :) Ich vertrete mir also noch ein bisschen die Beine


Abenddämmerung über Schleswig-Holstein

Kurz danach durchquert der Zug Flensburg , vom Überqueren der Rendsburger Hochbrücke merkt man nichts . An dieser Stelle noch ein bisschen zu den Wagen : Der Zug wird nicht nur auf der deutschen Seite von RDC betrieben , sondern auch die Wagen sind von RDC . WLABmz 7571 waren z.b. von der ÖBB , WLABmz MUn waren von CityNightLine , das Besondere an ihnen ist das insgesamt nur drei von ihnen für die SNCB gebaut wurden , heute sind alle in Besitz von RDC . Die Wagen sind aber auch an sich besonders da sie eine Deluxe Kabine haben in denen es ein richtiges Doppelbett gibt ! Leider können diese nicht bei der Buchung eines 1.Klasse Abteils ausgewählt werden . Falls euch die Innenansicht der Wagen oder auch die Überquerung der Kleinen Belt Brücke als Video/Doku interessiert solltet ihr hier vorbei schauen (Teil 1 , Teil 2 , Teil 3 ) . Meiner Meinung nach die ausführlichste Filmdokumentation dieser Strecke !


Padborg , hier wird die Lok gewechselt , da nur sehr wenige für die Überquerung der großen Brücken und Tunnel (Kleine Beltbrücke , Großer Belttunnel und Öresundbrücke) zertifiziert sind . Es muss nicht nur jeder Loktyp zertifiziert sein , sondern sogar jede einzelne Lok und auch jeder Wagen . Auch hier wieder mein Tipp : nur solange auf dem Bahnsteig sein wie die Schaffner , sonst steht man am Ende noch um 1 Uhr verloren in Padborg herum :) !


Eigentlich werden hier die Pässe/Personalausweise kontrolliert , weil Dänemark Einwanderung nach Skandinavien verhindern will. Aber es werden nur Stichproben gemacht und unsere Dokumente wurden nicht kontrolliert. Hier gehe ich gegen 1 Uhr ins Bett um zu schlafen ! Den Wecker stelle ich auf 04:00 Uhr , das ist kurz nachdem der Zug i.d.R. "Koebenhavens Lufthaven" und damit Dänemark verlässt . Gute Nacht !

Während ich schlafe überquert der Zug die Dänischen Inseln Fyn (Fünen) und Sjaeland (Seeland).

Guten Morgen von der Öresundbrücke !


Einer dieser Momente bei dem man für`s Zug fahren und nicht Fliegen belohnt wird !

Wenige Minuten nach dem Überqueren der Brücke erreicht man dann Malmö Central , hier gibt es auch planmäßig keine Grenzkontrollen , man kann also nach Padborg durchschlafen . Danke Schengen ! (hemhem EN Dacia)


Malmö C im Morgengrauen


Einer meiner Besten Schnappschüsse !


Unsere Lok , ab Malmö eine ikonische schwedische Rc 6 im Phantomschwarzen Wellblech Design , meiner Meinung nach eine der am coolst aussehenden Loks überhaupt !


Der Zug fährt vorwärts mit der Traxx Lokomotive , die den Zug von Padborg bis hierher gezogen hat in den Kopfbahnhof . Dann kommt von der anderen Seite die Rc 6 und zieht den Zug von der anderen Lok weg . In der Fachsprache nennt man das "Kopf machen" .


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Man bekommt für zwei Personen zwei Päckchen Wasser und ein kleines Handtuch für das Waschbecken ( Zeige ich noch später)


Ab hier kann ich nicht mehr schlafen da mittlerweile die berühmte Schwedische Landschaft mit Wäldern , Seen und Rot-Weißen Holzhäusern vorbei zieht . Ich habe versucht einige Fotos zu machen , da das Fenster sich allerdings nur unter größten Kraftanstregungen öffnen läst sind hier leider Spiegelungen zu sehen . Außerdem ist meine popelige Smartphonekamera eh nur durch diverse Softwarespielereien so gut , ich hab hier also nur die besten Bilder rausgesucht !


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Schweden : Das Land der tausend Seen

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Das "Frühstück" . Im Gegensatz zu den meisten anderen Nachtzügen gibt es hier das Frühstück nur im Schlafwagen , nicht im Liegewagen (Sorry , eigentlich waren die Bilder im Querformat , hat die Seite ein bisschen verdreht)

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Letzter Halt vor Stockholm : Norrköping ( wie "Nörrchöbing" ausgesprochen )


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Hier hab ich noch ein bisschen hinten aus dem Fenster fotografiert . Hier sieht man auch gut das in Schweden auf der linken Seite gefahren wird abwohl der Straßenverkehr hier irgentwann auf Rechts umgestellt wurde .

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Im zugeklappten Zustand ein kleiner Tisch , im aufgeklappten ein kleines Waschbecken


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Abteil in Tagstellung


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Hochbrücke "Igelstabron" bei Södertalje , 20km entfernt von Stockholm

Und dann endlich , nach 26 Stunden und mit einer halben Stunde Verspätung erreichen wir Stockholm !

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Mit der Überquerung der Brücke auf die Insel Riddarholmen(Links) (Rechts ist dann übrigens die Altstadt "Gamla Stan") und wenige Augenblicke später von dieser auf das Festland (Stadtteil Norrmalm , mit dem Hauptbahnhof ) weiß man das man im Zentrum von Stockholm angekommen ist .


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Links ist das Stadshus (Rathaus) von Stockholm zu sehen


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Und dann ist man direkt im Bahnhof von Stockholm : Välkommen till Stockholm

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Während der SJ-Nachtzug planmäßig 09:56 Uhr ankommt (was sehr angenehm ist) , kommt der Snalltaget (Der zweite Nachtzug auf dieser Strecke) erst 14:10 Uhr (!!!!) an , was ich wirklich extrem spät finde , aber als entschädigung gibt es einen Speisewagen :) . Im Gegensatz zur SJ funktioniert bei Snalltaget soweit ich gehört habe alles gut , keine Probleme im Buchungssystem , beim Wagenmaterial und Personal .


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Tschüss SJ EuroNight !


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Haupthalle des Stockholmer Hauptbahnhof aus der SJ Lounge (kein Zutritt mit meinem Nachtzugticket)


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Stockholms stadshus (Rathaus) im Sonnenuntergang


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Centralbron mit Gleisen zum Hauptbahnhof

Jetzt noch ein paar Informative und Statistische Infos :

Zwischen Warszawa und Hamburg haben wir die Tickets ganz normal bei der Bahn gebucht . (Alternativ können sie auch bei der PKP gebucht werden)

Die Tickets für den SJ-Euronight können nur bei der SJ gebucht werden , also haben wir das auch gemacht (Im "Prinzip" wird Interrail zwar anerkannt , ich hab aber gehört das man keinen Rabatt o.ä bekommt )

Zurückgelegte Strecke : ca. 2000 km

Dauer : 25 Stunden 35 Minuten (+ ca. 30 min Verspätung)

4 Länder und 4 Hauptstädte in 24 Stunden (etwas mehr :) )

EC 48 : vagonweb.cz , zugfinder.net

ICE 508 : vagonweb.cz , zugfinder.net

EN 346 : vagonweb.cz (Meine Aktualisierte Version des Zuges)

Ich hoffe euch hat der Artikel gefallen , ich kann euch die Strecke wärmstens empfehlen , es ist ein wahnsinniges Gefühl "über" dem Meer aufzuwachen , allerdings erst wenn ihr im Zug sitzt und euch alle Verspätungen und Desinformationen egal sein können . Da die Nachfrage da ist , denke ich das die SJ hier erstmal nichts ändern wird , was ich schade finde . Auch den EC kann ich empfehlen , die Sitze und vor allen Dingen der Speisewagen waren famos .

LG argon

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Posted 1 year ago

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argon
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