Die Rail Baltica ist ein Eisenbahnkorridor der die Baltischen Staaten Litauen , Lettland und Estland mit Polen und somit mit dem Rest von Europa verbinden wird . Bisher war eine Integration in das Schienennetz eher schwierig , nicht nur aufgrund der Lage des Baltikums , sondern vor allen Dingen , weil die Baltischen Staaten die russische Breitspur (1520mm) und nicht die Europäische Normalspur (1435mm) nutzen . Das bedeutet , dass man entweder an der polnisch-litauischen Grenze umsteigen muss bzw. Waren umgeladen werden müssen . Oder das man Wagen umspuren muss . Daher wurde der Verkehr im Baltikum im Laufe der Jahre zum Großteil auf die Straße verlagert bzw. nie auf die Schiene verlagert .

Die Hauptstadt Polens über welche später die Rail Baltica ans restliche Europäische Zugnetz anschließt und die Hauptstadt des südlichsten baltischen Landes Vilnius wird einmal pro Tag mit einem InterCity verbunden .


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Der Eingang zum Warschauer Ostbahnhof

Für uns startet die Reise am Bahnhof Warszawa Zachodnia (Warschau Westbahnhof) von wo aus der IC 144 um 07:23 Uhr in Richtung Mockava startet . Ab Warszawa Centralna fährt der Zug um 07:40 Uhr .


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Hier kommt unser Lok-bespannter InterCity mit einer polnischen EP09

Der IC 144 beginnt aber nicht in Warszaw sondern im Bahnhof Krakow Glowny den der Zug schon um 04:29 Uhr verlässt !

Ein paar Facts : Der Zug heist Hancza , nach dem gleichnamigen See nördlich von Suwalki . Insgesamt legt der Zug von Krakow bis in die lettische Hauptstadt 870km zurück , wobei der Teil Warszawa - Vilnius 580km beträgt . Obwohl er als durchgängiger Zug vermarktet wird , muss man in Mockava an der Grenze aufgrund der verschiedenen Spurweiten umsteigen . Das heißt , es kann sein das als Ziel mal Vilnius , aber auch mal Mockava angezeigt wird . Manchmal verwirrend !


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Unser Großraumwagen , welche einen großen Teil des Zuges ausmachen

Nach Warszawa zieht für die nächsten zwei Stunden die flache Landschaft Masowiens am Fenster vorbei . Bis Bialystok wurde die Strecke für 160 km/h ausgebaut . Sie führt schnurgerade von Warszawa in der Mitte Polens in den Nordosten des Landes .


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Ankunft in Bialystok in der Woidwodschaft Podslaski


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Der Bahnhof Bialystok von 1862


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Selten wird das Ziel als „Mackowo“ angezeigt , das ist aber einfach nur der polnische Name für Mockava

Da ab Bialystok die nur noch größtenteils von Güterzügen befahrene Strecke nicht elektrifiziert ist , wird hier von einer klassischen EP09 zu einer neuen Pesa Gama SU160 111Db Diesellok gewechselt .


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Von der Variante 111Db wurden im Jahre 2015 nur 10 Exemplare für die PKP InterCity hergestellt

Im Bistrowagen werden die Speisen frisch zubereitet und obwohl er während der ganzen Fahrt gut besetzt ist , finden wir kurz vor Augustow doch noch einen Platz . Der Unterschied zu den Speisewagen ist , das es auch Stehtische gibt und das man nicht bedient wird . Stattdessen muss man das Essen an der Kasse bestellen und bezahlen . Wenn das Essen dann fertig ist wird das Gericht was man bestellt hat aufgerufen .

Nach Bialystok fährt der Zug bis Augustow im Abstand von ca. 15km parallel zur polnisch-belarussischen Grenze . Nachdem der Zug lange schnurstracks durch die sandigen Fichtenwäldern gefahren ist , wird die Landschaft nun von Wäldchen und Feldern geprägt .

Ansonsten ist die Speisekarte weniger umfangreich , aber die Qualität des Essens steht der im Speisewagen in nichts nach !


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Der Bistrowagen , rechts mit Halb-Stehtischen , links mit richtigen Sitzen


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Das Kotlet Schabowy , ähnlich wie ein Schnitzel , anders als im richtigen Speisewagen wird das Essen auf Tellern aus Pappe seviert .

Der Geschmack bei WARS ist wie immer exellent und die Preise sind günstig ! Wenn man das Essen in den polnischen Speisewagen nicht einmal im Leben probiert hat , hat man definitiv etwas verpasst !


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Um 12:20 Uhr kommt der Zug in Suwalki , dem letzten größeren Ort in Polen an


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Der originale Bahnhof von 1896


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Weil der Zug die Richtung wechselt , hat man noch 20min Zeit um sich ein wenig die Beine zu vertreten


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Ein SEHR , SEHR dünner Fahrplan ! (Die roten Abfahrten sind einfach Fernverkehrszüge in mehreren Varianten)

Sulwalki sieht nur vier Polregiozüge nach Bialystok , einen morgentlichen InterCity an die Ostsee nach Swinoujscie und unseren InterCity Krakow – Mockava (- Vilnius) (Und wieder zurück nach Krakow) .

Ab Suwalki kann der Zug die letzten 29km bis zur polnisch-litauischen Grenze nur noch mit 60km/h zurück legen .

Der Abschnitt zwischen Suwalki , Trakiski und Mockava ist sehr interresant weil die Strecke durch den Suwalki-Gap führt . Mit Suwalki Gap wird die nur 104km breite Lücke zwischen dem russischen Oblast Kaliningrad und Russlands Verbündetem Belarus bezeichnet . Es ist also die einzige Landverbindung zwischen dem „Europäischen Festland“ , also dem Rest der EU/NATO , und den Baltischen Staaten !


Um 13:29 Uhr MESZ überquert der Zug die Grenze

Man merkt aber von der ganzen „Militärischen/Politischen Spannung“ nichts . Das Einzige was man sieht , ist der kleine Grenzzaun . Und dann ist man auch schon in Litauen ! Keine Grenzkontrollen , keine Grenzpolizei und auch kein Militär ! Das war auch meine Erfahrung in ganzen Baltikum : Man merkt nichts vom nahen Krieg .

Wichtig ! Man sollte im Hinterkopf behalten , das in Polen die Mitteleuropäische (Sommer) Zeit (ME(S)Z) genutzt wird . Die baltischen Staaten nutzen aber die Osteuropäische (Sommer) Zeit (OE(S)Z) . Die baltischen Staaten liegen eine Stunde vor Deutschland (also ME(S)Z +1) . Smartphones richten sich nach dem Mobilfunknetz aus , die Zeit wird also dann wenn sie sich ins litauischen Netz einbuchen geändert . Aber z.B Laptops , Tablets oder analoge Uhren stellen sich nicht automatisch um .


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Angekommen in Mockava (Ausgesprochen wie Moz'kava)

Links die Gleise mit russischer Breitspur (1520mm) und rechts mit europäischer Normalspur (1435mm)

Der Bahnsteig und Bahnhof sind komplett leer ! Kein Wunder bei nur zwei Zügen pro Tag . Wegen dem Regen suchen noch paar Leute Schutz in einem Wartehäuschen .


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In Mockava hat man dann eine Umsteigezeit von 35min , der Zug kommt ca. 10min vor Abfahrt aus Vilnius


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Wenn dann die einzigen beiden Züge des Tages am Bahnhof sind , wird es für ein paar Minuten voll !

Der Zug in die Gegenrichtung fährt in Vilnius um 12:30 Uhr ab und ist um 20:10 Uhr in Warszawa Centralna . In Krakow kommt er dann erst um 23:48 Uhr an .

Der Zug von Mockava nach Vilnius ist ein Pesa 730 ML Dieseltriebwagen , welcher von LTG Link , der staatlichen Eisenbahngesellschaft Litauens seit 2016 eingesetzt wird . LTG Link hat dabei nur sieben dieser Triebwagen gekauft . Man kann sie größenteils auf den beiden einzigen (halb)internationalen Verbindungen zw. Vilnius und Mockava bzw. von Vilnius nach Riga antreffen .

Nach Mockava trennen uns und Vilnius nur noch 2 Stunden 25 Minuten und die drei Halte in Marijampole , Kazlu Ruda und Kaunas .

Fun Fact : Die nur 104km lange Strecke Kaunas – Vilnius ist die einzige elektrifizierte Strecke Litauens . Außerdem gibt es bis Kaunas sogar ein Gleis mit europäischer Normalspur , das aber nur für Güterzüge und potenzielle Militärzüge genutzt wird .



Tickets


Tickets können entweder über die PKP oder über LTG Link gekauft werden . Der Preis ist wie folgt :

Warszawa – Vilnius 25,00€ p.P

Krakow – Vilnius 30,00€ p.P

Interrail Reservierung 5,00€ p.P

Der Preis ist fest und auch für alle Altersgruppen gleich . Bei der PKP zahlt man das Equivalent in Zloty . Eine 1.Kl gibt es in beiden Zügen , aber man muss warum auch immer die Tickets separat buchen . Also Krakow/Warszawa – Mockava 1.Kl und Mockava – Vilnius 1.Kl .


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Nach einem langen Reisetag kommen wir endlich um 17:34 Uhr OESZ in Vilnius an


Der Bahnhof von Vilnius wurde 1861 im Zuge des Baus der Warschau-St. Petersburger Eisenbahn errichtet . Bis vor einigen Jahren gab es von hier Verbindungen nach Weißrussland , Kaliningrad , der Ukraine und dem Rest von Russland . Wegen des Ukrainekriegs wurden allerdings leider alle Verbindungen gestrichen :( ! Nur die Verbindung Kaliningrad-Russland gibt es noch , allerdings fahren auf dieser nur Korridorzüge , das bedeutet das sie nicht halten . Früher konnte man in Vilnius in diese Züge einsteigen , jetzt geht das wie gesagt nicht mehr . Man kann aber noch im Bahnhof sehen wo früher die Passkontrollen und der Zoll war .

Die Züge an sich kann man aber immer noch sehen wenn sie durch den Bahnhof fahren .


ENDE



Wie immer hoffe ich das ich euch mit diesem aktuellen Blog weiter helfen konnte ! Bis nächstes Mal !

Statistik

IC 144 : zugfinder.net , vagonweb.cz (Meine Version)

Strecke : 580km

Dauer : 10 Stunden 11 Minuten


MfG argon :)



Posted 3 weeks ago

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argon
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