66d707025b047.jpg

Von Deutschland kann man leider nur mit dem Nachtzug direkt nach Rijeka fahren . Nicht aber nach Split ! Dieses Jahr gibt es zwei internationale und zwei nationale Nachtzüge nach Split . Nachdem der Regiojet vor drei Jahren eingestellt wurde , habe ich nach Alternativen gesucht . International kann man Split mit einem EuroNight der ZSSK bzw. ÖBB ab Bratislava und Wien erreichen . Oder aber ab Budapest mit dem MAV Nachtzug , den ich hier vorstelle .


66d615b3665fe.jpg

Der Bahnhof Split , direkt neben dem Hafen mit einigen internationalen Fähren z.B nach Ancona (Italien) und Dubrovnik (Kroatien)


66d6185adcac9.png

© 2024 GeoBasis-DE/BKG (© 2009),Google

Wir kommen ein wenig verspätet am Bahnhof an , weil wir uns nach unserer Ankunft aus Sibenik bei ca. 34°C im Schatten Split angeguckt hatten . Der Nachtzug steht schon bereit und es sieht so aus , als ob bereits die meisten Passagiere eingestiegen wären . Wir zeigen also dem Schlafwagenschaffner unsere Tickets und steigen ein .


66d61af212144.jpg

Unser Zug


Unser Zug wird zwischen Split und Osijek von einer HZPP Class 2044 gezogen , die in den 80er Jahren für die Jugoslawische Staatsbahn Jugoslavenske Željeznice hergestellt wurden . Nebenbei führt der Zug zwei Schlafwagen Typ WLABmz 7191.1 der MAV mit , die 1994 von CAF in Zaragoza hergestellt wurden . Allerdings wurden diese zwischenzeitlich renoviert . Dann kommt der besondere Speisewagen , der den Namen des berühmten , ungarischen Fußballspielers und einzigem ungarischen Ballon d'Ore Gewinners Flórián Albert trägt . Auf dem Wagen kann man auch Alberts Spitzname „Császár“ (Der Kaiser) sehen . In seiner jetzigen Version fährt der Wagen seit einer Renovierung 2014 . Und als letztes folgen vier MAV Liegewagen Typ Bcmz 5091.2 , ebenfalls von CAF Zaragoza , 1994 . Die Möglichkeit in einem Sitzwagen zu fahren gibt es nicht ! Nur Schlafwagen oder Liegewagen .


Der IC 1205 ist einer von zwei internationalen Nachtzügen , die Split diesen Sommer angefahren haben . Der andere ist der EuroNight Split – Wien – Bratislava mit Autotransportwagen , aber ohne Speisewagen .

Der Nachtzug fährt 17:54 Uhr in Richtung Budapest ab . In Richtung Split verlässt er Budapest-Keleti um 18:45 Uhr . Er fährt unter dem Namen

„Adria“ und ist seit Jahren sehr beliebt ! Dieses Jahr spricht die MAV von einer Auslastung von 80% im Schlafwagen und 90% imLiegewagen . Die Dauer der Fahrt beträgt je nach Richtung ca. 15 Stunden und die Strecke ist 789 km lang .


Im Schlafwagen gibt es WLAN , und in den Abteilen je ein Waschbecken , zwei 230V Steckdosen und vier USB-A Anschlüsse. Dazu bekommt man ein Handtuch , Seife , ein Hygienetuch , einen Apfelsaft und eine Flasche Wasser . Leider hat das WLAN weder im Ausland , noch in Ungarn funktioniert . Ob das jetzt nur temporär ist oder nicht kann ich nicht sagen . Theoretisch hat der Wagen auch eine Dusche , aber die wurde als Abstellkammer genutzt !


66d618b8a4feb.jpg

Vom Bahnhof aus kann man das blaue Meer sehen !


66d618fbd7b04.jpg

Unser Zuhause für die nächsten 15 Stunden 30 Minuten


66d619bbeacc4.jpg

Der abgerundete Gang


66d61a2784bfc.jpg

Die Goodies , die man bekommt


Der Zug fährt montags , mittwochs und samstags als IC 1205 nach Budapest und in die entgegengesetzte Richtung dienstags , freitags und sonntags als IC 1204 nach Split . Dieses Jahr fuhr er vom 19.06.2024 bis zum 01.09.2024 ,

(WICHTIG : EINZELNE FAHRTEN KÖNNEN ABWEICHEN)

(BITTE IMMER VORHER AUF JEGY.MAV.HU CHECKEN)

Mit einigen Minuten Verspätung (Bei Nachtzügen total normal und okay) verlässt der Zug den Bahnhof Split und fährt bis Split-Pedgrade unterirdisch und untertunnelt dabei den Großteil von Split . In Pedgrade befindet sich das große HZPP-Depot und die Reinigungsanlagen für Züge die Kroatiens südlichste Strecke befahren . Dort werden auch alle nationalen und internationalen Nachtzüge gereinigt .

Danach beginnt der Zug auch schon die Hügelkette zu erklimmen , die Split umgibt . Dann kommt noch ein kurzer Halt in Kastel Stari , einem Städtchen das zum Großraum Split gehört . Hier beginnen tatsächlich alle Städtchen mit „Kastel“ .

Danach beginnt der Zug durch die Mediterranen Berge zu fahren , man sollte sich hier noch mit dem Besuch des Speisewagens zurückhalten , denn das ist der Teil der dem Zug den Titel „Eine der 10 schönsten Bahnstrecken der Welt“ einbrachte !


66d61c23096c6.jpg



66d61c723e8a0.jpg


66d61cc4e6b77.jpg


Da in unserem Zug von Perkovic nach Split auf der Hinfahrt die Klimaanlage ausgefallen war und die Fenster nicht geöffnet werden konnten , sind wir über die funktionierende Klimaanlage in unserem Schlafwagen sehr dankbar ! Allerdings muss man sagen , das sie sich unter dem Waschbecken befindet . Im unteren Bett war es also während der gesamten Fahrt deutlich kühler ! Nur durch Wedeln wurde die Luft im oberen Bett unseres Abteils kühler |: , naja immer noch besser als im Liegewagen , denn der hat gar keine Klimaanlage ! Kühlung gibt es dort nur durch die Fenster ! Bei gefühlt 36°C in der Sonne bestimmt sehr hilfreich ;) .


66d61b9518d22.jpg

Kleine Anmerkung : Eigentlich bekommen nur Personen die ein Singleabteil gebucht haben eine Flasche Schaumwein . Aber in unserem Fall hat jeder Schlafwagengast eine bekommen


66d61b5ff3aa7.jpg

Meistens schlängelt sich die Strecke so an den Berghängen entlang , das man bereits sieht wo man in zehn Minuten sein wird :)


Ungefähr ab Perkovic , wo auch die Strecke nach Sibenik abzweigt , wird das Terrain etwas flacher . Hier entscheiden wir uns in den Speisewagen zu gehen , da wir die Strecke schon vom Nachtzug Zagreb – Split (Blog folgt) kennen . Allerdings bleiben die Aussichten sehr gut ! Nur bei einem guten , frischgekochten Gericht kann man das doch noch besser genießen , oder ?!?


66d61d2b9a5df.jpg

Der Speisewagen


Alle Sachen sind in Forint (HUF) und Euro (EUR) ausgezeichnet , man kann aber auch zu einem bestimmten Umrechnungskurs in anderen Währungen zahlen den die MAV festgelegt hat .


66d61f46da2d3.jpg

Die meisten (Soft -) Getränke kosten 1,80€


66d61f8887524.jpg

Den Schweinebraten mit Letscho und frittierten Kartoffeln gibt es für 12,40€


66d61fcddf278.jpg

Auch für Vegetarier gibt es was : Den Veggie Burger für 6,50€


66d62015409a0.jpg

Als Nachtisch gönne ich mir dann noch einen Eierkuchen mit Aprikosen-Marmelade


Die Burger sehen auf der Karte und dem Foto kleiner aus , als sie es tatsächlich sind . Besonders für die MAV-Speisewagen ist, das sie verschiedene Burger anbieten . Das hatte ich bis dato noch nie so gesehen . Generell sollte man die Speisewagen in Osteuropa nie auslassen , da verpasst man sonst echt was :) . Die Preise sind für Speisewagen günstig : 9,40€ bis 16,90€ für ein Hauptgericht , 6,50€ bis 7,90€ für einen Burger und Desserts für 3,00€ bis 5,00€ . Außerdem gibt es eine speziale Speisekarte für den Adria Intercity , die ich dir hier verlinkt habe .


66d623570cc5d.jpg

In Knin angekommen


Knin ist eine Kleinstadt in der Gespanschaft Sibenik-Knin mit ca. 10 000 Einwohnern . Vom Bahnhof aus kann man die Festung Knin (Kninska tvrđava) aus dem 9.Jahrhundert sehen . Sie ist die zweitgrößte Festung in Europa und zugleich Wahrzeichen der Stadt an der Krka .


Die Stadt Knin liegt an der Hauptstrecke Ogulin – Split und die in den 1870er Jahren gebaute Dalmatiner-Bahn endete von Split kommend hier . Von Knin führt dann die Lika-Bahn weiter nach Ogulin . Mit der Inbetriebnahme der Lika-Bahn zwichen Knin und Ogulin gab es ab 1925 erstmals eine direkte Verbindung zwischen Zagreb und dem in Dalmatien liegenden Split . Die Gesamtlänge der beiden Strecken beträgt 327 Kilometer . Die Verbindung gilt als die südlichste Bahnstrecke Kroatiens .


Fun Fact : Damit macht sie 41,4% der vom Adria InterCity zurück gelegten Strecke aus .


Außerdem gibt es in Knin einen alten Abzweig nach Novi Grad über Bihac , die Una-Bahn . Leider überquert sie dabei sieben mal die Grenze , die nach der Auflösung von Jugoslawien 1991 zwischen Kroatien und Bosnien-Herzogovina entstand . Zusätzlich dazu gab es nach dem Jugoslawienkrieg gravierende Mängel an der Strecke , sodas sie 1992 auf kroatischer Seite geschlossen werden musste . Heute wird sie nur noch auf bosnischer Seite bis Bihac betrieben .

Da die gesamte Dalmatiner bzw. Lika-Bahn eingleisig ist , muss unser Zug noch auf den verspäteten InterCity Nagibni 523 „Marjan“ warten der aus Zagreb kommt . Bis auf größere Bahnhöfe gibt es auch keine Ausweichgleise . Aufgrund der vielen engen Kurven durch`s Dinarische Gebirge ist die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf beiden Strecken auf 100 km/h begrenzt .

Außerdem ist Knin auch der letzte Halt an dem man offiziell einsteigen kann . Auf der MAV Webseite wird extra darauf hingewiesen , das man nicht in Zagreb einsteigen kann ! Normalerweise hat der Zug hier nur vier Minuten Aufenthalt , wir stehen hier aber geschlagene 41 min .

Weiter geht’s ! Nächster Halt : Gyenkenyes an der kroatisch-ungarischen Grenze um 04:54 Uhr


TICKETS

Am Besten bucht man auf der Seite der Ungarischen Bahn direkt : jegy.mav.hu . Die Preise sind dynamisch und die „Basis-Preise“ sind wie folgt :


66d61e3f26c39.png

Die Preise für normale Fahrkarten


66d61e6cee167.png

Die Preise für die Interrail-Reservierungen

In den Schlafwagen-Tickets ist außerdem ein Voucher für ein kostenloses Frühstück im Speisewagen und der Zugang zur MAV-Business Lounge in Budapest-Keleti inkludiert .

Gegen Endes des Frühlings veröffentlicht die MAV die Fahrpläne und kurz darauf erfolgt auch meistens der Verkaufsstart für die Tickets . Man muss also einfach regelmäßig nachschauen .

Trotz der hohen Auslastung ist der Zug selten ausgebucht , aber wer die Tickets zu einem günstigen Preis kaufen möchte , sollte dennoch mehrere Monate im Vorraus buchen .


66d61ebda016d.jpg

Den Voucher für`s Frühstück bekommt man kurz nach der Abfahrt



ZZZZzzzzz …....


66d62315d6429.jpg

Ich wache kurz vor Fonyod am Balaton auf


Das Bett ist sehr bequem , ich hab circa neun Stunden durchgeschlafen - mein persönlicher Rekord in einem Schlafwagen ! Ich weiß nicht ob das an dem anstrengenden und heißen Vortag in Split , oder an dem Wagen lag . Aber unabhängig davon kann man sagen , das die Wagen sehr gut gefedert und die Betten sehr bequem sind .

Bitte erwartet keinen guten Blick auf den Balaton ! Leider ist er nämlich besonders auf seiner Südostseite sehr dicht bebaut . Es gibt im Prinzip nur einen kleinen Teil , kurz nach Fonyod in Richtung Balatonszentgyörgy , wo sich nur ein Radweg zwischen der Strecke und dem See befindet . Aber auch dieser Abschnitt ist nur wenige hundert Meter lang !

Da unser Zug bereits gegen neun Uhr in Budapest ankommen wird , entschließen wir uns in den Speisewagen zu gehen . Im Voucher inkludiert sind ein Heißgetränk , ein Saft und ein Frühstück (In der Speisekarte mit einem kleinen Schlafwagen-Symbol gekennzeichnet) .


66d623a7e6d52.jpg

Der Speisewagen am Morgen


66d7088ca706a.jpg

Tee mit Honig oder ein Cappucino


66d70910badcc.jpg

Apfelsaft oder Orangensaft


66d70b41af2b1.jpg

Diverse Aufschnitte mit Weißbrot (Die Paprika-Salami war sehr gut)


Der Zug hält dreimal am Balaton , in Balatonszentgyörgy , Fonyod und Siofok . Danach wird nur noch in Szekesfehevar Halt gemacht . Da der Plattensee von der Bahnstrecke nur selten sichtbar ist , kann man bis kurz vor Budapest auch einfach schlafen , man verpasst ja nichts . Allerdings bekommt man ca. 30min vor Ankunft seine Tickets wieder , da muss man dann wach sein .

Gegen 9 Uhr sind wir dann auch schon in Budapest . Nach einem kurzen Halt in Budapest-Kelenföld überqueren wir die Donau und wechseln somit von der Buda zur Pest`er Seite und kommen mit ca. 25 min Verspätung in Budapest-Keleti an . Laut Plan soll der Zug um 09:35 Uhr ankommen .


66d70db7677fc.jpg

Der Schlafwagen


66d70e3975147.jpg

Der Retro Speisewagen


66d70f40af009.jpg

Auf dem ungarischen Teil der Reise wird der Zug von einer V43.3 gezogen . Bis 1982 gebaut , ist sie immer noch vor viele Züge gespannt

Da unser Zug nach Praha erst in zwei Stunden von Nyugati palyaudvar abfährt , entschließen wir uns noch in die Lounge zu gehen . Diese kann jeder Schlafwagenpassagier für 90min am Tag der Ankunft oder Abfahrt nutzen .


66d712802469d.jpg

Die historische Bahnhofshalle von 1881 im Neorenaissancestil


66d711af41b5a.jpg

Die Lounge wird wie die Nachtzüge und Speisewagen von Utasellato betrieben . Es ist die einzige Lounge der MAV in ganz Ungarn


66d711ec4cf0a.jpg

Man kann sich kostenlos Softdrinks und frisch zubereitete Sandwiches bestellen . Es gibt aber auch ein kostenpflichtiges Menü mit warmen Gerichten und Spirituosen

Es gibt auch rein theoretisch WLAN , aber das war mit Geschwindigkeit von 0,05 Mbits/s im Download nicht wirklich nutzbar . Ich empfehle für einen Kroatien-Trip eine kroatische-Touri SIM . Diese gibt es dort an jeder Ecke ! Kosten meistens nur 10-20€ .


FAZIT


Der Adria InterCity bot auch dieses Jahr wieder ein rundes Gesamtpaket ! Die schöne Landschaft , bequeme Schlafwagen und der exzellente Speisewagen machen diesen Zug zu einem meiner neuen Lieblingsnachtzüge ! Für seinen Preis bekommt man definitiv sehr viel geboten . Eine klare Empfehlung !



Statistik vom Zug

IC 1205 : vagonweb.cz , reale Wagenreihung vagonweb.cz

Dauer : 15 Stunden 40 Minuten

Länge : 789km



Ich hoffe mein Blog konnte euch weiter helfen oder inspirieren !

MfG argon :)

Posted 1 month ago

Userpic

argon
Traveller
441 comments

Login to leave a comment